Insbesondere im ländlichen Raum ist die Palliativ- und Hospizversorgung von Menschen mit Demenz ein wichtiges Thema. Denn es mangelt sowohl an Hospizen als auch an Demenz-Wissen, fanden kanadische Wissenschaftler*innen heraus.

Dass es in ländlichen Gebieten oft an leicht zugänglichen Gesundheitsdienstleistungen mangelt, ist seit vielen Jahren bekannt. Was aber nur wenige wissen: Speziell für Menschen mit Demenz stehen zu wenig Angebote für Palliativpflege, die Pflege im Endstadium der Erkrankung sowie Sterbebegleitung zur Verfügung. Die Medaille hat auch eine andere Seite, wenn die Demenz bereits fortgeschritten ist. Angebote für eine Hospizversorgung werden, wenn sie überhaupt vorhanden sind, auf dem Land am wenigsten in Anspruch genommen.

Dies ist eines der Ergebnisse, zu denen kanadische Forscher*innen kamen. In ihrer Übersichtsarbeit haben sie 24 internationale Arbeiten ausgewertet, darunter zum Beispiel Studien, Kurztexte für Konferenzen und Medienveröffentlichungen. Ihr Ziel: die wissenschaftliche Literatur über Erfahrungen, Bedürfnisse und Defizite der demenzbezogenen Palliativ- und Sterbebegleitung in ländlichen Gebieten zusammenzufassen und Forschungslücken aufzudecken.

Das Bildungsniveau der professionellen Pflegekräfte im Allgemeinen war niedriger, wenn sie in der Palliativpflege tätig waren, als wenn sie mit Screening, Diagnostik und Behandlung zu tun hatten.
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Große Forschungslücke

Die Forschungslücke ist dabei groß. Weltweit befassen sich nur wenige Forschungsarbeiten mit Palliativ- und Sterbebegleitung von Menschen mit Demenz im ländlichen Raum. Die meisten der untersuchten Studien stammen aus den USA – obwohl fast die Hälfte der Weltbevölkerung in ländlichen oder abgelegenen Gebieten lebt. „Die Verfügbarkeit von und der Zugang zu medizinischer Versorgung in ländlichen Gebieten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen unterscheidet sich erheblich von derjenigen in höher entwickelten Ländern“, schreiben die Autor*innen.

Demenz-Wissen vertiefen

Dennoch: Als eines der Schlüsselthemen der vorliegenden Literatur haben die Wissenschaftler*innen unter anderem das Thema Demenz-Wissen identifiziert und wie bedeutsam es ist, dieses Wissen zu erweitern. Professionelle Pflegekräfte mit speziellen Kenntnissen über Demenz waren den Berichten zufolge selten. Das Bildungsniveau der professionellen Pflegekräfte im Allgemeinen war niedriger, wenn sie in der Palliativpflege tätig waren, als wenn sie mit Screening, Diagnostik und Behandlung zu tun hatten. Sowohl bei den Leistungserbringern im Gesundheitswesen, den Menschen mit Demenz, als auch ihren Familien sei es nötig, das Demenz-Wissen zu vertiefen, besonders über das fortgeschrittene und das Endstadium der Krankheit.

Informieren und entscheiden

Aus Sicht der Forscher*innen sei es zudem wichtig, frühzeitige Gespräche über die Möglichkeiten der Palliativ- und Endstadiumspflege zu führen, um den Pflegenden einen Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Ein wichtiges Hilfsinstrument, über Pflege am Lebensende von älteren Erwachsenen im ländlichen Raum zu entscheiden, sind Videos. In einer Studie wählten diejenigen Teilnehmenden, die ein Video zur Entscheidungshilfe sahen, mit höherer Wahrscheinlichkeit die Komfortversorgung und damit eine Symptomlinderung bei Menschen mit Demenz.

Tipp für die Praxis: Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von einer unheilbar schweren Erkrankung betroffen sind, informieren Sie sich über die palliativen Angebote vor Ort. Eine Übersicht über die verschiedenen palliativen Angebote finden Sie hier.

Hier geht’s zum digiDEM-Wissenstest Demenz.

Hier geht’s zur Studie: Palliative and end-of-life care for people living with dementia in rural areas: A scoping review

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