Eine neue Demenzform beschäftigt die Forschung. Die Symptome entsprechen denen der Alzheimer-Erkrankung. Allerdings bilden sich im Gehirn nicht die für Alzheimer typischen Beta-Amyloid- oder tau-Ablagerungen. Stattdessen kommt es zu einer Anhäufung des Proteins TDP-43. “LATE” nennen die Wissenschaftler das neue Krankheitsbild, das vor allem Menschen über 85 Jahre trifft.     

Montage: Mann von hinten vor einer Uhr und einem Baum ohne Blätter

Ein internationales  Forscherteam um Peter Nelson von der University of Kentucky hat die Erkrankung in der Zeitschrift “Brain” beschrieben und den aktuellen Forschungsstand zusammengefasst. “LATE” steht als Kürzel für “Limbic-predominant Age-related TDP-43 Encephalopathy”, deutet aber auch auf das hohe Alter der Betroffenen hin. Bei Autopsie-Untersuchungen über mehrere Jahre hinweg war Nelson und seinen Kollegen aufgefallen, dass sich im fortgeschrittenen Alter häufig Ansammlungen eines Proteins, nämlich von TDP-43 fanden. Sie kamen bei rund einem Viertel der über 85-Jährigen vor. Viele von ihnen litten zu Lebzeiten an einer Demenz. 

Mögliche Erklärung für Erkrankte ohne Beta-Amyloid-Ablagerungen

Diese Ergebnisse könnten erklären, warum es Menschen mit Demenz gibt, bei denen keine Beta-Amyloid- oder keine tau-Ablagerungen nachweisbar sind. Diese Eiweißablagerungen sind typisch für die Alzheimer-Erkrankung. Häufig treten den Autoren zufolge auch beide Krankheiten gleichzeitig auf. Warum ist die Unterscheidung zwischen Alzheimer und der neuen Demenzform LATE trotzdem wichtig? Bei verschiedenen Ursachen des Krankheitsbildes müssten auch unterschiedliche Therapien greifen, so Nelson. Dies könne zum Teil erklären, warum bisher so viele klinische Studien zu Alzheimer-Therapien gescheitert sind.. Die Gesamtauswirkungen von LATE auf die öffentliche Gesundheit liegen seiner Studie zufolge in der gleichen Größenordnung wie die der Alzheimer-Erkrankung.  

Differenzierter Blick auf Demenzerkrankungen gefordert

Bislang kann die Krankheit nur nach dem Tode festgestellt werden, zudem besteht keine Möglichkeit, die Krankheit durch eine Blutuntersuchung nachzuweisen. Die Autoren empfehlen deshalb, dass die Forschung zur Krankheitsentstehung verstärkt wird, damit spezifische Therapien für die verschiedenen Demenzformen entwickelt werden können. Peter Nelson schrieb in einer Mitteilung der Universität, es sei an der Zeit, sich von der einheitlichen Sicht auf Demenzerkrankungen zu lösen: “200 verschiedene Viren können Erkältung hervorrufen, warum denken wir, dass es nur eine Ursache für Demenz gibt?”

Die vollständige Studie finden Sie hier:

Limbic-predominant age-related TDP-43 encephalopathy (LATE): consensus working group report (Juni 2019)