Zeitung lesen, Kreuzworträtsel lösen oder eine neue Sprache lernen – geistig anregende Freizeit-Aktivitäten können Studien zufolge das Risiko senken, im Alter eine Demenz zu entwickeln. Nur: Was genau hilft am besten, welches Hobby sollte man sich vielleicht zulegen? Mit dieser Frage befasst sich eine aktuelle Studie aus Großbritannien. 

Hintergrund der Arbeit von Pamela Almeida-Meza vom University College London und ihrem Team ist die große Bedeutung des Lebensstils für die Vorbeugung von Demenzerkrankungen. Studien belegen seit Jahren übereinstimmend, dass eine gesunde Lebensweise das Demenzrisiko deutlich mindern kann. Zu den Faktoren, die schützend wirken können, zählen zum Beispiel eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, die rechtzeitige Behandlung eines Hörverlusts – und die sogenannte “kognitive Reserve”. Damit sind alle geistig anregenden Aktivitäten gemeint, die im Verlauf des Lebens vorhanden sind. Der Aufbau beginnt bereits in der Kindheit und setzt sich später fort, beispielsweise durch die Arbeit, sozialen Austausch, Hobbys, Weiterbildungen und vieles andere. Diese kognitive Reserve, die vor der Entwicklung einer Demenz schützen kann, bildet den Ansatzpunkt für die aktuelle Studie.

Ältere Frau liest Zeitung auf einer Parkbank.

Welchen Einfluss haben Freizeitaktivitäten und der Familienstand?

Dabei konzentrierten sich die Autor*innen auf intellektuelle und soziale Freizeitaktivitäten, da diese zur kognitiven Reserve beitragen. Sie untersuchten zum einen den Einfluss einzelner Aktivitäten auf das Demenzrisiko, zum anderen mögliche Unterschiede zwischen Geschlechtern und beim Familienstand.

Für ihre Studie konnten die Autor*innen auf umfangreiche Daten aus der English Longitudinal Study of Ageing zurückgreifen, die seit 2002 Daten zu den Lebensumständen der in England lebenden Bevölkerung ab 50 Jahren erhebt. Sie werteten die Angaben von 8.030 Personen aus, die an Befragungen zwischen 2002 und 2017 teilgenommen hatten. 56 Prozent von ihnen waren Frauen, 44 Prozent Männer. Zum jeweiligen Befragungsbeginn waren sie durchschnittlich knapp 64 Jahre alt.

13 intellektuelle oder soziale Freizeitaktivitäten

Die Freizeitaktivitäten wurden in zwei Bereiche geteilt: intellektuell und sozial. Die Teilnehmenden gaben jeweils an, ob und wie häufig sie einer Aktivität nachgingen. Die intellektuell anregenden Aktivitäten umfassten zum Beispiel: Zeitung lesen, ein Hobby haben, ein Mobiltelefon benutzen, das Internet oder E-Mail nutzen und Kunst- oder Musikgruppen besuchen. Zu den sozialen Aktivitäten zählten etwa die Mitgliedschaft in Sportvereinen, der Besuch kirchlicher Gruppen, Betreuungsaufgaben (z.B. von Enkelkindern), das Engagement in Vereinen oder ehrenamtliche Tätigkeiten, Treffen mit Freunden sowie Urlaub oder Tagesausflüge.

Den kognitiven Zustand der Teilnehmenden bewerteten die Forscher*innen anhand einer Kombination aus Selbstberichten, ärztlicher Diagnose und Informationen von Angehörigen.

Demenz: häufiger bei geringerer Bildung und weniger Freizeitaktivitäten

Während des Studienzeitraums entwickelten 412 Teilnehmende eine Demenz, 2.192 Personen verstarben. Die Forscher*innen fanden heraus, dass diejenigen, die an einer Demenz erkrankten, älter waren, über eine geringere Bildung verfügten, häufiger verwitwet waren und bei Studienbeginn an mehreren Erkrankungen litten. Zudem ging diese Personengruppe weniger intellektuellen und sozialen Freizeitaktivitäten nach als die Teilnehmenden, die keine Demenz entwickelten.

Auch der Familienstand spielte eine Rolle: Die Ergebnisse zeigten, dass vermehrte intellektuelle Aktivitäten bei verheirateten Teilnehmenden das Demenzrisiko senkte, aber nicht bei denen, die ledig, geschieden oder verwitwet waren. Insbesondere Hobbys verringerten bei Eheleuten die Wahrscheinlichkeit an einer Demenz zu erkranken.

Die Untersuchung der einzelnen Freizeitaktivitäten zeigte auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: So wirkte sich bei Frauen das Zeitung lesen positiv auf das Demenzrisiko aus, bei Männern die Nutzung von Mobiltelefonen.

Freizeitaktivitäten zum Schutz der kognitiven Reserve

Diese Erkenntnisse bestätigen den Autor*innen zufolge eine Reihe früherer Studien. “Kognitiv anregende Freizeitaktivitäten wie Lesen, das Lösen von Rätseln und Lernerfahrungen können das Gehirn schützen, indem sie die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Gehirns verbessern und erhalten, was direkt zur kognitiven Reserve beiträgt.”

Aus Sicht der Autor*innen sollten der Einfluss von Geschlecht und Familienstand auf den Zusammenhang zwischen Freizeitaktivitäten und Demenzrisiko noch weiter erforscht werden, um möglichst passende Maßnahmen zum Schutz der kognitiven Reserve entwickeln zu können.

Hier finden Sie die vollständige Studie:
Is Engagement in Intellectual and Social Leisure Activities Protective  Against Dementia Risk? Evidence from the English Longitudinal Study of  Ageing (Feb 21)

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