Wie kann man einer Alzheimer-Erkrankung vorbeugen? Dazu gibt es zahlreiche Studien. Ein internationales Forscherteam hat einen Großteil der aktuellen Untersuchungen zuammengefasst. Ihre Analyse enthält 21 Empfehlungen, gestaffelt nach wissenschaftlicher Aussagekraft.

Symbolgrafik eines Gehirns

Nach Aussage der Forscher*innen um Jin-Tai Yu von der Universität Shanghai handelt es sich um die bisher umfangreichste Übersichtsarbeit zur Vorbeugung der Alzheimer-Erkrankung. Der Hintergrund ihres Vorhabens: Die üblichen Studiendesigns zum Thema – prospektive Beobachtungsstudien und randomisiert kontrollierte Studien – haben jeweils auch Nachteile und lassen sich nur schwer vergleichen. So werden Beobachtungsstudien zwar häufig mit einer großen Teilnehmergruppe und über einen längeren Zeitraum durchgeführt, haben jedoch ein größeres Risiko für eine Verzerrung der Ergebnisse. Zudem können sie nur schwer Ursache-Wirkung-Zusammenhänge aufzeigen – anders als randomisiert kontrollierte Studien. Diese hingegen können das zwar, sind aber möglicherweise nicht verallgemeinerbar. Die Autor*innen wollten daher die aktuellen Untersuchungen zur Alzheimer-Prävention zusammenfassen und über ein festgelegtes System eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse herstellen.

Qualität und Aussagekraft der Studien bewertet

Dazu durchsuchten sie relevante Datenbanken und Websites bis zum 1. März 2019 nach ausgewählten Schlagworten. Auf der Grundlage vorab festgelegter Kriterien nahmen sie 243 Beobachtungsstudien und 153 randomisiert kontrollierte Studien in ihre Analyse auf.  Aus diesen Studien filterten sie 104 veränderbare Risikofaktoren und 11 Therapien und bewerteten deren Qualität und Aussagekraft mit Hilfe wissenschaftlicher Instrumente. Dabei identifizierten sie insgesamt 21 Empfehlungen, die im Alltag zur Vorbeugung von Alzheimer eingesetzt werden können.

Zehn Empfehlungen mit starkem Nachweis

Zehn Empfehlungen bzw. vermeidbare Risikofaktoren enthalten starke wissenschaftliche Nachweise: Diabetes, erhöhte Homocystein-Blutwerte, hoher BMI im höheren Lebensalter, Bildungsmangel, Bluthochdruck in der Lebensmitte, Blutdruckabfall bei Lagewechsel des Körpers (Liegen zum Stehen, Sitzen zum Stehen), schwere Kopfverletzungen, geringe geistige Aktivität, Stress und Depression.

Bei neun vermeidbaren Risikofaktoren liegen schwächere Nachweise vor: Fettleibigkeit im mittleren Lebensalter, Gewichtsverlust im höheren Lebensalter, Bewegungsmangel, Rauchen, Schlafmangel, Hirn-Kreislauf-Erkrankungen, Gebrechlichkeit, Vorhofflimmern und Vitamin C-Mangel.

Im Gegensatz dazu werden zwei der 21 identifizierten Punkte nicht empfohlen: Östrogenersatz-Therapie und die Einnahme von Acetylcholinesterase-Hemmern.

Bedeutung einer gesunden Lebensweise

Da fast zwei Drittel der Empfehlungen auf Gefäß-Risikofaktoren und den Lebensstil abzielen, betonen die Autor*innen die Bedeutung einer gesunden Lebensweise für die Alzheimer-Prävention.

Die identifizierten Empfehlungen sollen Ärzt*innen und weiteren Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen sowie der interessierten Öffentlichkeit einen Leitfaden zur Alzheimer-Prävention bieten. Die Kombination mehrerer Empfehlungen sei wahrscheinlich der beste Ansatz, um den Beginn der Alzheimer-Krankheit zu verzögern. Auf der Grundlage dieser Arbeit sollten sich zukünftige Studien darauf konzentrieren, die beste Kombination unter Verwendung größerer Stichproben, insbesondere in realen Umgebungen, zu untersuchen.

Die vollständige Studie finden Sie hier:
Evidence-based prevention of Alzheimer’s disease: systematic review and meta-analysis of 243 observational prospective studies and 153 randomised controlled trials (Jul 2020)

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