Wann und inwiefern verletzen Menschen mit Demenz sich selbst? Um darüber zu Erkenntnissen zu gelangen, haben australische Forschende über einen Zeitraum von 13 Jahren zahlreiche Daten erhoben und ausgewertet. Demnach waren Männer mit Demenz und Menschen mit komplexen psychiatrischen Profilen dem größten Risiko ausgesetzt, sich selbst zu verletzen.

Die Diagnose einer Selbstverletzung wird meist innerhalb von 24 Monaten nach der Demenzdiagnose gestellt. Von 154.811 Menschen mit Demenz haben sich, so fanden die Forschenden heraus, 0,4 Prozent (652 Personen) selbst gesundheitlichen einen Schaden zugefügt.

Die Diagnose einer Selbstverletzung wird meist innerhalb von 24 Monaten nach der Demenzdiagnose gestellt.
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Menschen mit Demenz, die sich selbst verletzten, waren zum Zeitpunkt ihrer Demenzdiagnose jünger; das mediane Alter betrug 69,6 Jahre. Das bedeutet, dass maximal 50 Prozent jünger und maximal 50 Prozent älter waren als knapp 70 Jahre. Dabei waren Frauen mit einem Anteil von 39,4 Prozent seltener betroffen als Männer. „Männer mit Demenz und Menschen mit komplexen psychiatrischen Profilen hatten das größte Risiko, sich selbst zu verletzen“, schreiben die Autoren.

Schlechte psychische Gesundheit

Demenz geht im Vergleich zu älteren Menschen ohne Demenz häufig mit einer schlechteren psychischen Gesundheit und einer höheren Rate an Selbstverletzungen einher. Eine „schlechte psychische Gesundheit, Demenz und Selbstverletzung sind bei älteren Erwachsenen eng miteinander verknüpft“, so die Autoren. 

Im Jahr vor der Demenzdiagnose waren bei Menschen mit Demenz, die sich selbst verletzt haben, mehr ambulante psychiatrische Behandlungen, Notaufnahmen und unfreiwillige Einweisungen zu verzeichnen als bei Menschen, die sich nicht selbst verletzten.

Alkoholprobleme, Depressionen, Angstzustände

Auffällig war, dass bei den Betroffen zusätzlich zur Demenz häufig mehrere weitere Erkrankungen vorlagen. 19,9 Prozent hatten Drogen- bzw. Alkoholprobleme zu bewältigen und bei 13,5 Prozent war eine Depression diagnostiziert. Berichtet wurden auch Angstzustände (11,8 Prozent) und psychotische Störungen (10,9 Prozent). Menschen mit Demenz, die sich hingegen nicht selbst verletzten, lagen anteilig jeweils im niedrigen einstelligen Bereich.

Für ihre Studie haben die Forschenden Gesundheitsdaten aus Krankenhauseinweisungen, von Aufnahmen in der Notaufnahme und von ambulanten psychiatrischen Besuchen miteinander verknüpft. Im Sinne wirksamer Präventionsstrategien forderten die Wissenschaftler: „Nach einer Demenzdiagnose sollte eine postdiagnostische Beratung und Unterstützung erfolgen.“ Ziel ist es, den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz, die sich selbst verletzen, „besser gerecht zu werden.“

Tipp für die Praxis: Achten Sie bei Menschen mit Demenz auf Anzeichen einer Selbstverletzung. Sollten Ihnen solche Anzeichen auffallen, unterstützen Sie die betroffenen Personen dabei, entsprechende Hilfen zu erhalten.

Hier geht’s zur Zusammenfassung der Studie:

Self-harm in people with dementia – assessing risk factors, health profiles and healthcare pathways using big data

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