Eine salzreiche Ernährung kann laut einer Studie den geistigen Abbau fördern. Die Wissenschaftler führen dies allerdings nicht, wie in früheren Untersuchungen angenommen, auf Durchblutungs-Störungen im Gehirn zurück. Vielmehr löst salzreiche Nahrung der Studie zufolge Verklumpungen des Tau-Proteins aus. Diese Verklumpungen wiederum sind ein Merkmal für verschiedene Formen der Demenz.
Eine frühere Studie der Cornell-Universität in New York unter der Leitung von Dr. Constantino Iadecola hatte gezeigt, dass Mäuse, die eine salzreiche Nahrung gefressen hatten, Anzeichen für Demenz zeigten. Zudem bewirkte diese Nahrung einen Abfall des Blutflusses zum Gehirn. Die Forscher*innen vermuteten, dass dies die Ursache für die Demenz-Symptome sein könnte.
Eine aktuelle Untersuchung der Universität zeigte jedoch, dass eine Anhäufung des Tau-Proteins im Gehirn der Grund für die Demenz-Symptome sei. Die Forscher*innen gingen auf diese Weise vor: Sie fütterten 8 Wochen alte Mäuse über 4 bis 36 Wochen entweder mit normaler Nahrung oder mit extrem salzreicher Nahrung. Durch Untersuchungen fanden sie heraus, dass die niedrigen Stickstoffmonoxid-Werte, die durch eine salzreiche Ernährung ausgelöst wurden, die Werte des Tau-Proteins im Gehirn beeinflussten. Eine übermäßige Anhäufung von Tau ist ein Merkmal der Alzheimer-Erkrankung und anderer Demenzformen. Um das Zusammenspiel zwischen Stickstoffmonoxid, Tau-Protein und geistiger Beeinträchtigung weiter zu untersuchen, kombinierten die Wissenschaftler*innen die salzreiche Ernährung und die eingeschränkte Durchblutung mit einem Antikörper, der die Tau-Proteine in Schach hielt.
Kausaler Zusammenhang zwischen Nahrungssalz und Tau-Verklumpungen
Infolge dieses Antikörpers bzw. “Tau-Stabilisators” wiesen die Mäuse trotz eingeschränkter Durchblutung normale geistige Funktionen auf. „Dies zeigte, dass die eigentliche Ursache der Demenz das Tau und nicht der mangelnde Blutfluss war“, erklärt Dr. Iadecola. Diese Ergebnisse veranlassten die Forscher*innen zu der Annahme, dass zwischen Nahrungssalz und Tau-Verklumpungen ein direkter, kausaler Zusammenhang besteht, der nicht von einer eingeschränkten Durchblutung abhängt.
Dr. Iadecola warnt daher vor den Gefahren einer salzreichen Ernährung und erklärt: “Das Zeug, das schlecht für uns ist, kommt nicht aus dem Salzstreuer, sondern aus verarbeiteten Lebensmitteln und aus der Gastronomie […] Wir müssen Salz in Schach halten. Es kann die Blutgefäße des Gehirns verändern, und zwar auf bösartige Weise.” Es seien jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um zu untersuchen inwieweit die an Mäusen gewonnen Erkenntnisse auf den Menschen übertragbar sind.
Die vollständige Studie finden Sie hier:
Dietary salt promotes cognitive impairment through tau phosphorylation (Okt 2019)
Pressemitteilung des Weill Cornell Medicine
Pressemitteilung des National Institute of Neurological Disorders and Stroke