Vertrautheit und ein Zugehörigkeitsgefühl statt Stigmatisierung und Scham: Schreitet eine Demenz fort, wird es für die Betroffenen und ihre pflegenden Zu- und Angehörigen immer schwieriger, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dabei stärkt gerade die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben die Betroffenen.

Nicht mehr in den Verein gehen, ins Konzert oder zu einer Geburtstagsfeier: Menschen mit Demenz ziehen sich allmählich immer stärker aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Jüngste Studien zeigen jedoch, dass sie nicht weniger Orte aufsuchen, sondern statt kultureller oder sozialer Treffpunkte vielmehr jene Orte besuchen, die etwa der medizinischen Versorgung dienen. Dabei spielen gerade bestimmte Bereiche außerhalb der Wohnung – wie zum Beispiel die Nachbarschaft – eine große Rolle. 

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen mit Demenz die Teilhabe an der Gesellschaft schätzen.

Dies sind Orte, an denen die Betroffenen aktiv sind und sie infolge dessen eine Beziehung zu dieser Umgebung aufbauen. Sie werden Teil der eigenen Lebenswelt, schaffen Identität und wirken sinnstiftend. „Durch die Aufrechterhaltung und Beteiligung an der Gemeinschaft entwickeln Menschen mit Demenz ein Gefühl der Vertrautheit und Zugehörigkeit zu ihrem Lebensraum und zu bedeutungsvollen Orten wie dem örtlichen Lebensmittelgeschäft, dem Park oder dem Café“, heißt es im Welt Alzheimer Bericht 2022. 

„Dabeisein“ beugt Depressionen vor

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen mit Demenz die Teilhabe an der Gesellschaft schätzen. Denn sie sind dabei körperlich aktiv, haben Kontakt mit der Natur oder können mit anderen Menschen interagieren. Betroffene fühlen sich zugehörig und mit ihrem Umfeld verbunden. Zusammengenommen wirkt sich die Teilnahme an der Gesellschaft auch in anderer Hinsicht positiv aus: Das „Dabeisein“ beugt Depressionen vor, baut Ängste ab und stärkt die eigene Identität und das Selbstwertgefühl. 

Indem Menschen mit Demenz am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, schaffen sie sich neue „Territorien“, auf denen sie sich sicher fühlen. Eine große Bedeutung hat hierbei auch die Mitnahme von Gegenständen des täglichen Lebens wie zum Beispiel Schlüssel, eine Geldbörse und ein Regenschirm. Sie schaffen eine Verbindung zum Zuhause und verkörpern damit weitere Vertrautheit außerhalb häuslicher Bereiche. 

Den Pflegenden sowie den Gesundheitsfachkräften fällt somit die Aufgabe zu, „die Teilhabe an der Gemeinschaft durch wiederholte Besuche an bedeutungsvollen Orten zu unterstützen und aufrechtzuerhalten“, wie es im Welt Alzheimer Bericht 2022 heißt, „um die Teilhabe von Menschen mit Demenz an der Gemeinschaft zu erleichtern.“

Den Originalbeitrag finden Sie im Welt Alzheimer Report 2022 auf den Seiten 204 bis 205.

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