Hintergrund: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hat den Wunsch auch im Alter in der häuslichen Umgebung leben zu können[1]. Demenz ist eine der Hauptursachen für eine Pflegebedürftigkeit im Alter, die zu 70% von pflegenden Angehörigen erfüllt wird[2]. Case Management (CM) kann einen wichtigen Beitrag leisten, den Verbleib in der Häuslichkeit durch eine nachhaltige Koordination von Versorgungsleistungen, abgestimmt auf die individuellen Bedarfe der Menschen mit Demenz (MmD) und ihrer pflegenden Angehörigen (pA), zu gewährleisten[3].

Fragestellung: Ziel dieser Untersuchung ist es, die Auswirkung von CM-Ansätzen auf den Verbleib von Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld systematisch zu untersuchen.

Methode: Eine systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken Pubmed, CINAHL, PsycINFO, Scopus, CENTRAL, Gerolit, ALOIS auf randomisiert kontrollierte Studien (RCTs) wurde durchgeführt. Eingeschlossen wurden RCTs, die zwischen 2010 und 2020 in deutscher oder englischer Sprache publiziert wurden. Zielgruppe der Intervention waren Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und MmD, die im häuslichen Umfeld versorgt werden, oder deren pA. Endpunkt war die statistische Auswertung zum Umzug der MmD in ein stationäres Wohn- bzw. Pflegesetting. Berichts- und Studienqualität eingeschlossener Studien wurden mittels CONSORT-Checkliste und modifizierter Jadad-Skala erfasst.

Ergebnisse: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass intensive und regional gut vernetzte CM-Ansätze das Potenzial haben, den Verbleib von Menschen mit Demenz im eigenen Zuhause zu fördern. Damit stehen die Ergebnisse im Einklang mit bisherigen Reviews [1], [2]. Bei der Beurteilung der Wirksamkeit von CM-Ansätzen sind verschiedene Wirksamkeitsparameter, wie beispielsweise die Intensität der Betreuung, zu berücksichtigen.

Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass intensive und regional gut vernetzte CM-Ansätze das Potenzial haben, den Verbleib von Menschen mit Demenz im eigenen Zuhause zu fördern. Damit stehen die Ergebnisse im Einklang mit bisherigen Reviews[1],[2]. Bei der Beurteilung der Wirksamkeit von CM-Ansätzen sind verschiedene Wirksamkeitsparameter, wie beispielsweise die Intensität der Betreuung, zu berücksichtigen.

Praktische Implikationen: CM-Ansätze können dazu beitragen, eine leitliniengerechte Demenzversorgung zu gewährleisten und Versorgungskontinuitäten zu fördern. Dabei kann schon das Wissen um eine vertrauensvolle Kontaktperson oder Institution, an die sich die erkrankten Menschen und ihre Angehörigen bei aufkommenden Bedarfen wenden können, den Zugang zu und die Nutzung von Unterstützungsangeboten verbessern. Bei der Planung von CM-Ansätzen in spezifischen Versorgungssettings vor Ort sollten von Beginn an Barrieren und Chancen für eine nachhaltige Implementierung in die bestehenden Versorgungsketten berücksichtigt werden.

Literaturverzeichnis:

[1] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Siebter Altenbericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Sorge und Mitverantwortung in der Kommune -Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften und Stellungnahme der Bundesregierung. In: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Deutscher Bundestag (Drucksache18/10210), 2016, Berlin
[2] Zwingmann I, Hoffmann W, Michalowsky B et al. Offene Versorgungsbedarfe pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz. Der Nervenarzt 2018; 89: 495-499
[3] Ewers M. Case management in Theorie und Praxis. Hans Huber Verlag, 2005, Bern
[4] Reilly S, Miranda-Castillo C, Malouf R et al. Case management approaches to home support for people with dementia. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015
[5] Tam-Tham H, Cepoiu-Martin M, Ronksley PE et al. Dementia case management and risk of long-term care placement: a systematic review and meta-analysis. International Journal of Geriatric Psychiatry 2013: 28:889-902

2021-10-08_Case-Management_Poster_KST-NDI_V04

Vortrag vorgestellt auf dem 20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung am 08.10.2021

Nikolas Dietzel, Kathrin Steichele, Dorothee Klaas-Ickler, Peter L. Kolominsky-Rabas

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