Mehr als die Hälfte der Kosten, die Demenz weltweit verursacht, fällt auf Leistungen zurück, die von pflegenden An- und Zugehörigen erbracht werden. Auch weitere beeindruckende Erkenntnisse haben Wissenschaftler*innen in einem „Kostenmodell für Demenz“ im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammengefasst.
Für die Gesellschaft und die Gesundheitssysteme stellt Demenz eine große Herausforderung dar, sowohl hinsichtlich der sozialen als auch der wirtschaftlichen Folgen. Forschende haben daher im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die globalen wirtschaftlichen Kosten für das Jahr 2019 geschätzt, die Demenz verursachte. Sie beziehen sich auf weltweit 55,2 Millionen Menschen mit Demenz und betrugen schätzungsweise 1,3 Billionen US-Dollar. Daraus ergaben sich für dieses Jahr Kosten von durchschnittlich circa 23.800 US Dollar (dies entspricht einem Betrag von rund 22.000 Euro pro Jahr) pro Betroffenen. Damit seien die Kosten „wesentlich höher als frühere Schätzungen“.
Als Gründe geben die Autor*innen die „schnellere Bevölkerungsalterung“ und gestiegene Kosten für die sogenannte informelle Pflege an – also die Pflegeleistungen, die An- und Zugehörige erbracht haben. So erkläre sich auch der Anstieg der weltweiten Kosten für Demenzerkrankungen zwischen 2010 und 2019 um 62 Prozent.
Anstieg der Behandlungskosten
Die informelle Pflege verursachte etwa die Hälfte der Kosten. Hierbei wurde jedoch bezüglich des Einkommensniveaus der Länder ein Gefälle aufgezeigt. In den hoch entwickelten Ländern betrugen die Kosten durch informelle Pflege 44 Prozent, während es in Ländern mit niedrigem Einkommen 85 Prozent waren.
Zum Anstieg der Behandlungskosten, der sogenannten direkten Kosten, haben zum Beispiel Kosten für Krankenhausbehandlung, Medikamente, Pflege in Wohn- und Pflegeheimen oder anderen Langzeitpflegeeinrichtungen und kommunale Dienstleistungen wie häusliche Pflege beigetragen.
Vorausschauende Fallzahlen und Kostenentwicklungen für jedes Gesundheitswesen erforderlich
Alle der angegebenen Zahlen sind Schätzungen, betonen die Autor*innen. Genauere Berechnungen seien nicht möglich gewesen, da zum Beispiel demografische Daten unzureichend vorhanden waren und es vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Datenlücken gab. Angesichts des erwarteten Anstiegs der Anzahl an Demenzerkrankungen fordern die Wissenschaftler*innen: „Jede Gesellschaft muss einen Plan für den erwarteten enormen Anstieg der Zahl der Demenzkranken haben.“
Tipp für die Praxis: Demenz hat nicht nur vielfältige soziale Folgen, sondern führt auch zu enormen wirtschaftlichen Konsequenzen. Hierbei spielt vor allem die Prävention eine wichtige Rolle, indem Sie zum Beispiel einen gesunden Lebensstil pflegen können. Informieren Sie sich über Demenz-Prävention in unserer Webinar-Mediathek oder in den Ausgaben früherer Newsletter.
Hier geht’s zur Studie: