Die meisten Menschen mit Demenz werden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Die Belastungen durch die Pflege und Veränderung des Schlafrhythmus der Menschen mit Demenz wirken sich oftmals auch negativ auf den Schlaf der pflegenden Angehörigen aus. Wie genau es um die Schlafgesundheit von Menschen, die ein Familienmitglied mit Demenz pflegen, bestellt ist, haben Forscher*innen aus Neuseeland untersucht und ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift „Dementia“ veröffentlicht.

Rosemary Gibson von der Massey University in Wellington und ihre Kolleg*innen merken an, dass die persönlichen Erfahrungen rund um das Thema Schlaf von pflegenden Angehörigen in bisherigen Studien oft nicht berücksichtigt werden. Daher wollen die Autor*innen mit ihrer Analyse zu einem besseren Verständnis der Schlafgesundheit derjenigen, die ein Familienmitglied mit Demenz betreuen, beitragen.

Pflege von Menschen mit Demenz beeinflusst alle Bereiche der Schlafgesundheit

Die Forscher*innen werteten Kommentare einer postalischen Umfrage von 526 pflegenden Angehörigen zu den Themen Schlaf, Gesundheit und Pflege aus. Sie verglichen, welche Themen der Schlafgesundheit die Befragten nannten und ordneten sie einer der folgenden Kategorien zu:

  • Schlafdauer
  • Schlafeffizienz
  • Schlaf-Timing
  • Alarmbereitschaft während des Schlafens
  • Schlafqualität

Es zeigte sich, dass die Pflege von Menschen mit Demenz alle diese Bereiche der Schlafgesundheit beeinflussen kann.

Laut den Autor*innen seien sich die meisten pflegenden Angehörigen der Wichtigkeit des Schlafs bewusst, jedoch stellten gleichzeitig viele den Schlaf auch als etwas dar, das sie zu opfern bereit seien, um ihre Betreuungsaufgaben, Hausarbeiten oder ihre persönliche Freizeit aufrechtzuerhalten. Als problematisch für die Schlafeffizienz nannten die Befragten weniger klassische Einschlaf- und Wiedereinschlafschwierigkeiten, sondern Faktoren wie Unterbrechungen durch den Pflegebedürftigen oder das eigene Grübeln.

Bei Menschen mit Demenz ist häufig eine Veränderung der Schlafenszeiten zu beobachten. Laut der vorliegenden Studie verlagerten die pflegenden Angehörigen ihre eigenen Schlafenszeiten oftmals so, dass sie mit denen des Pflegebedürftigen übereinstimmten und erhöhten dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Schlaf in der Nacht gestört wird oder sie kürzer als gewünscht schliefen. In den Kommentaren der pflegenden Angehörigen wurde außerdem häufig eine hohe Alarmbereitschaft bei gleichzeitigem Schlafmangel erwähnt.

Hinsichtlich der Schlafqualität zeigte sich, dass auch pflegende Angehörige, die ihre Schlafqualität aktuell als gut bezeichneten, Angst haben, dass sich diese mit Fortschreiten der Demenzerkrankung verschlechtern könnte. Insgesamt deuteten die Verhaltensweisen, die viele der pflegenden Angehörigen an den Tag legten, auf eine schlechte Schlafhygiene sowie auf akute und chronische Schlafprobleme hin.

Maßnahmen zur Förderung der Schlafgesundheit notwendig

Die Analyse verdeutlicht, dass die pflegenden Angehörigen Unterstützung beim Umgang mit Stress und Schlafmangel benötigen, welcher aus der Pflegesituation entsteht. Die Autor*innen verstehen ihre Ergebnisse deshalb auch als Grundlage für die Entwicklung geeigneter und praxistauglicher Maßnahmen zur Förderung der Schlafgesundheit von pflegenden Angehörigen. Teil dieser Maßnahmen könnten sowohl die Vermittlung allgemeiner schlaffördernder Verhaltensweisen als auch individuell zugeschnittene und partizipative Interventionen sein. Diese können den pflegenden Angehörigen beispielsweise dabei helfen, die externen Einflüsse, die sich negativ auf ihren Schlaf-Wach-Zyklus auswirken, zu verringern und ihr Schlaf-Timing zu verbessern.

Hier finden Sie die Studie:
“My quiet times”: Themes of sleep health among people caring for a family member with dementia (2021)

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