Die Pflege eines Menschen mit Demenz ist emotional und geistig anspruchsvoll, weshalb sich der allgemeine Gesundheitszustand eines Pflegenden negativ verändern kann. Es wird vermutet, dass Schlafstörungen diese Veränderungen verstärken können. Beispielsweise stehen akute und chronische Schlafprobleme in Verbindung mit einer schlechteren Stressregulierung. Wie Schlafprobleme mit der Pflege von Menschen mit Demenz zusammenhängen und wie diese behandelt werden können, haben Wissenschaftler*innen von der Baylor University in Texas untersucht.

Grundlegend wurden verschiedene theoretische Modelle in die Überlegungen der Autor*innen miteinbezogen. Erstens besteht die kontrovers diskutierte Ansicht, dass ältere Personen weniger Schlaf benötigen als jüngere Personen. Ältere Pflegende könnten deshalb mit weniger Schlafstunden zurechtkommen, ohne dass sich ihre wahrgenommene Schlafqualität verändern würde. Das zweite Modell versteht die Pflege als bereichernde Erfahrung (z.B. aufgrund der sozialen Bindung). Demnach sollte die Schlafqualität eines Pflegenden unverändert bleiben oder sich sogar verbessern. Drittens geht das Umweltstressor-Modell davon aus, dass der Stress der Pflegenden von außen erzeugt wird (z.B. durch die Pflegebelastung). Folglich kann man davon ausgehen, dass sich die Schlafqualität sich bei den Pflegenden verschlechtert. Auch Schlafinterventionen würden hier nicht zu einer Veränderung beitragen. Viertens sind Gesundheitsprobleme von Pflegenden zum Teil auf falsche Bewältigungsmechanismen in Stresssituationen zurückzuführen (z.B. erhöhter Alkoholkonsum, weniger Bewegung). Gezielte Maßnahmen zum Umgang mit Stresssituationen können dazu beitragen den Schlaf der pflegenden zu verbessern.

Ziel der Arbeit von Gao und Kolleg*innen war es, in einer Übersichtsarbeit die gesamte Literatur zum Thema Schlaf bei pflegenden Angehörigen von Demenz zu untersuchen. Insbesondere lag der Fokus auf der Schlafdauer und der Schlafqualität. Zudem wurde untersucht, ob Schlafinterventionen zu einer Verbesserung der Schlafqualität der Pflegenden führen können. Hierzu wurden zwei große Literaturdatenbanken (PubMed und Scopus) systematisch nach passenden Artikeln durchsucht, welche bis Juni 2018 veröffentlicht wurden. Insgesamt konnten 35 Artikel gefunden werden. Diese wurden anschließend inhaltlich zusammengefasst.

Geringere Schlafzeit und Schlafqualität bei pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz

Insgesamt wurden die Unterschiede in Schlafzeit und Schlafqualität zwischen 3268 Pflegenden und 696 Nicht-Pflegenden miteinander verglichen. Durchschnittlich waren die Pflegenden 63 Jahre alt und überwiegend weiblich (76,7%).

Die Ergebnisse zeigen, dass Pflegende 2,42 bis 3,50 Stunden weniger in der Woche schlafen als Nicht-Pflegende. Außerdem schlafen viele Pflegende weniger als die empfohlenen sieben Stunden pro Tag (6,9 Stunden/Nacht).

Neben der Schlafzeit leidet auch die Schlafqualität der Pflegenden. Laut den Ergebnissen ist die Schlafqualität der Pflegenden im Vergleich zu Nicht-Pflegenden deutlich reduziert. Die häufigsten Komponenten, die einen negativen Einfluss auf die Schlafqualität haben sind Schwierigkeiten beim Einschlafen, eine schlechtere Schlafeffizienz und Schlafstörungen.

Behandlungsmaßnahmen können Schlafqualität verbessern

Schlafinterventionen bei Pflegenden konnten die Schlafqualität im Vergleich zu Personen, die keine Schlafintervention erhielten, deutlich verbessern. Als Schlafintervention kommen verschiedene verhaltenstherapeutische Interventionen wie Schalfhygieneschulungen, Entspannungstechniken oder Lichttherapie in Frage.

Die Übersichtsarbeit zeigt, dass Pflegende kürzer und schlechter schlafen als altersgleiche Erwachsene, die keiner pflegerischen Tätigkeit nachgehen. Diese Schlafstörungen können jedoch mit verschiedenen Schlafinterventionen gemindert werden. In Anbetracht der steigenden Anzahl an Menschen mit Demenz, die zu Hause gepflegt werden, sowie der gesundheitlichen Folgen eines schlechten und kurzen Schlafes, sollte das Gesundheitssystem Schlafinterventionen nicht nur bei Menschen mit Demenz, sondern auch bei deren pflegenden Angehörigen in den Fokus rücken.

Hier finden Sie die Studie:
Sleep Duration and Sleep Quality in Caregivers of Patients With Dementia: A Systematic Review and Meta-analysis (2021)

6 Comments

  1. Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einer Tageseinrichtung für pflegende Angehörige. Dabei ist es gut zu wissen, dass die Pflege eines Demenzerkrankten sowohl physisch als auch psychisch anstrengend ist. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.

    1. Sehr geehrter Herr Becker,
      vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Wir wünschen Ihnen und Ihrem Onkel viel Erfolg bei der Suche einer passenden Tageseinrichtung.
      Viele Grüße, Ihr digiDEM Bayern-Team

      Anne Keefer
  2. Meine Mutter hat auch Demenz. Daher kann ich dem Beitrag nur zustimmen, dass die Pflege nicht immer einfach ist. Daher bin ich froh, dass ich auch einen professionellen Pflegedienst für Senioren an meiner Seite habe.

  3. Vielen Dank für den Beitrag. Meine Oma pflegt seit längere Zeit meinen Opa und ich merke wie belastend es für sie ist und sie leidet unter starken Schlafproblemen. Ich werde ihr raten, sich eine professionelle Demenzpflege für meinen Opa zu organisieren, damit sie entlastet wird.

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