Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml betonte anlässlich der Veranstaltung „Demenz und Digitalisierung – Neue Wege in Bayern“ am 24.09.2020 in Nürnberg, wie wichtig es sei, Forschungsprojekte wie digiDEM Bayern nicht von Corona ausbremsen zu lassen: „Das Projekt digiDEM Bayern stand vor der Herausforderung, während des Lockdowns mit 350 Forschungspartnern die Arbeit fortzusetzen.“ Gerade während der Corona-Pandemie zeige sich, wie wichtig es sei, digitale Ansätze im Demenz-Bereich zu finden. „Für digiDEM wurden wegen Corona zusätzlich zu der ursprünglichen Planung Webinare entwickelt sowie digitale Schulungen abgehalten und ein Konzept ausgearbeitet für ein virtuelles Screening von Menschen mit Verdacht auf eine Demenzerkrankung“, so die Ministerin.

Prof. Elmar Gräßel

Der sogenannte Mini-Mental-Status-Test (MMST) ist eines der bekanntesten Demenz-Testverfahren. Prof. Dr. med. Elmar Gräßel vom Universitätsklinikum Erlangen erläuterte, warum das digiDEM Bayern-Team den Test als Online-Variante angepasst hat. „Durch dieses virtuelle Demenz-Screening bieten wir Menschen, die den Gang zum Arzt vielleicht zunächst scheuen, einen niedrigschwelligen Zugang und schützen sie zudem vor einer möglichen Corona-Infektion“, so Gräßel. „Der Test kann eine medizinische Diagnose nicht ersetzen, aber erste fundierte Hinweise liefern.“

Studie: zu wenig digitale Angebote für Betroffene

Das Testverfahren ist Teil des Projekts digiDEM Bayern: Um die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen zu erforschen, werden seit Anfang Juli Betroffene in ganz Bayern befragt. Zudem wird digiDEM Bayern digitale Lösungen bereitstellen, darunter Online-Angebote für Menschen mit Demenz und eine sogenannte Risikoampel für pflegende Angehörige. Wie dringend solche Angebote benötigt werden, zeigt eine Studie, die Michael Reichold M. Sc. von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Rahmen der Veranstaltung vorstellte. Seine Online-Umfrage unter Dienstleistern für Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen in Bayern ergab, dass derzeit eine große Lücke in der Versorgung mit digitalen Dienstleistungen besteht. Ziel von digiDEM Bayern sei es, dazu beizutragen diese Lücke zu schließen.  

v.l.: Prof. Elmar Gräßel, Staatsministerin Melanie Huml, Prof. Peter Kolominsky-Rabas

digiDEM Bayern: virtuelle Schulungen, Befragungen und Webinare

Prof. Peter Kolominsky-Rabas

Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg erklärte, dass der digitale Ansatz des Projekts infolge der Corona-Pandemie noch weiter geschärft worden sei: „Wie groß der Bedarf an digitalen Lösungen auch im Demenz-Bereich ist, hat sich während der Corona-Kontaktbeschränkungen wie unter einem Brennglas gezeigt. Es war uns daher sehr wichtig, das Projekt weiter voranzutreiben und gleichzeitig unsere Forschungspartner und Studienteilnehmer bestmöglich zu schützen.“ Das Team habe dafür die Arbeitsabläufe komplett umgestellt.

„Für unsere Forschungspartner haben wir Live-Online-Schulungen angeboten. Zudem haben wir die Webinar-Reihe ‚Science Watch LIVE‘ gestartet. Mit den Webinaren sowie mit unserem monatlichen Newsletter liefern wir nicht nur aktuelle, sondern auch wissenschaftlich gesicherte und qualitätsgeprüfte Informationen aus der Demenz-Forschung.“ Denn auch die Wissensvermittlung und der Austausch mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern sei zentraler Bestandteil des Projekts digiDEM Bayern.

Alle Vorträge der Veranstaltung:

Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege:
Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Huml treibt Digitales Demenzregister voran