Angelika Bleicher hat bereits einige Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige für digiDEM Bayern befragt. Die Mitarbeiterin des Caritasverbands für die Stadt und den Landkreis Fürth ist im Seniorenbüro Veitsbronn tätig und hat darüber Kontakt mit vielen älteren Menschen. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen bei den Befragungen und der Situation der Betroffenen während der Corona-Pandemie. 

Angelika Bleicher
Angelika Bleicher

Wie viele Befragungen haben Sie bislang durchgeführt?
Bisher habe ich vier Befragungen durchgeführt. Zwei weitere sind gerade in der “Warteschleife”. Ich hatte das Glück, dass ich die ersten vier Termine in die Zeit zwischen den Lockdowns legen konnte. Dadurch war es möglich, die Betroffenen zuhause zu besuchen. Die nächsten beiden Befragungen werden für mich dann Neuland sein: Wegen des Lockdowns werde ich sie zum ersten Mal als Video-Befragungen mit “Jitsi” durchführen.

Wie ist der Kontakt zu den Betroffenen zustande gekommen?
Zunächst habe ich überlegt, welche Klienten aus meiner Beratung für das Projekt in Frage kommen könnten und diese angefragt. Daraus haben sich die vier ersten Befragungen ergeben. Dann konnten wir vor einiger Zeit noch einen Artikel in den Fürther Nachrichten über digiDEM Bayern verbreiten. Danach haben sich auch noch Personen gemeldet: zwei Menschen mit Demenz, die von ihren Angehörigen betreut werden und sich gemeinsam mit ihnen befragen lassen, und eine Person, die alleine lebt. Die ersten beiden werde ich voraussichtlich mit “Jitsi” befragen, aber die allein lebende Person möchte ich auf jeden Fall persönlich besuchen. Das muss also noch etwas warten.

In welchem Stadium der Erkrankung sind die befragten Personen mit Demenz?
Die vier bislang befragten Personen haben alle eine beginnende Demenz. Bei den drei neuen weiß ich es noch nicht, weil das Screening ja noch aussteht. Der Test am Anfang ist auf jeden Fall sinnvoll!

Wo haben Sie die Befragungen durchgeführt und wie war die Stimmung?
Alle bisherigen Befragungen konnte ich als Hausbesuche durchführen. Die Leute waren sehr motiviert mitzumachen. Sie haben sich gefreut, dass es so ein Forschungsprojekt gibt, und sind gespannt auf die Ergebnisse. Die pflegenden Angehörigen fanden es sehr gut, dass sie auch zu Wort kamen. Für die Befragten stellen die Interviews anscheinend auch eine Art “Meilenstein” auf dem Weg der Erkrankung dar: Wenn ich in sechs Monaten oder danach in einem Jahr wiederkomme, wie hat sich die Erkrankung verändert? Was ist schlechter geworden? Das interessiert gerade die Angehörigen sehr. 

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Betroffenen und auf Ihre Arbeit?
Das größte Problem ist, dass ich zurzeit keine Hausbesuche machen kann. Das ist für meine Helfer*innen und mich nur in ganz dringenden Fällen möglich. Zwar sind im Gegensatz zum ersten Lockdown zumindest die Tagespflege-Einrichtungen geöffnet, dadurch ist die Situation für die Betroffenen nicht ganz so angespannt wie damals. Aber trotzdem ist es sehr schwierig für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Wir versuchen sie telefonisch oder per Video zu beraten. Aber das ist erstens nicht das Gleiche, es fehlt der persönliche Kontakt. Und zweitens sind die Video-Beratungen, wenn überhaupt, nur mit Hilfe der Angehörigen möglich. Es ist also insgesamt eine sehr schwierige Situation für alle Betroffenen.

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