Digitale Angebote können das Leben erleichtern – und werden dennoch von älteren Menschen deutlich weniger genutzt als von jüngeren. Dies hat vor kurzem auch der aktuelle Altersbericht der Bundesregierung erneut gezeigt. Wie stehen Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige zu digitalen Technologien? Wer nutzt Smartphones, Tablets und Co, wer nicht – und warum? Diese Fragen hat ein Forscherteam aus Spanien und Schweden untersucht.

Frühere Studien haben bereits gezeigt: Sowohl soziodemografische Faktoren wie Alter, Geschlecht und Bildungsstand als auch negative Haltungen und mangelnde Technik-Kenntnis halten Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) oder Demenz sowie pflegende Angehörige davon ab, digitale Technologien und Geräte wie Smartphones und Tablets zu nutzen. Diesen Hindernissen wollten Jose Guzman-Parra, Pilar Barnestein-Fonseca und ihre Kolleg*innen genauer auf die Spur kommen und untersuchten bei diesen Personengruppen die Einstellung gegenüber digitalen Kommunikationstechnologien sowie die Nutzung etwa von Smartphones und Tablets – und die Faktoren, die dies beeinflussen könnten.

Smartphone

Vertrautheit mit Touchscreen-Geräten und Technik-Affinität

Dazu werteten sie die Daten von 1.086 “Paaren” aus einer vorangegangenen Studie: Frauen und Männer mit MCI oder leichter Demenz ab einem Alter von 55 Jahren sowie deren pflegende Angehörige. Die Wissenschaftler*innen untersuchten dabei zunächst die generelle Haltung zu digitaler Kommunikationstechnologie und die Vertrautheit mit Touchscreen-Geräten. Die entsprechenden Angaben setzten dann sie bei den Personen mit MCI/Demenz in Beziehung zu Informationen über Lebensqualität, Alltagsfähigkeiten, den geistigen Zustand und Depressionen. Auch sozioökonomische Kriterien wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Lebensbedingungen wurden mit einbezogen. Bei den pflegenden Angehörigen untersuchten die Autor*innen neben sozioökonomischen Angaben ebenfalls die Lebensqualität und zusätzlich die Pflegebelastung.

Menschen mit Demenz nutzten selten Gedächtnis-Apps

Die Ergebnisse zeigten, dass mehr als die Hälfte der Menschen mit MCI/Demenz fast jeden Tag ein Smartphone verwenden. Allerdings nutzte nur gut ein Drittel fast täglich das Internet auf solchen Geräten. Knapp zwei Drittel hielten sich für wenig oder gar nicht firm, wenn es um die Handhabung eines Smartphones oder eines Tablets geht. Obwohl mehr als 60 Prozent der Befragten glaubte, dass smarte Geräte hilfreich für ihr Gedächtnis sein können, hatten nur zehn Prozent eine spezielle App für Gedächtnistraining auf ihrem Gerät.

Zusammenhang zwischen Technik-Interesse und Lebensqualität

Bei den pflegenden Angehörigen ergab sich ein anderes Bild: Hier nutzten gut 77 Prozent fast täglich ein Smartphone oder Tablet – und zwei Drittel dabei auch das Internet. Knapp 40 Prozent bezeichneten sich als wenig oder gar nicht firm im Umgang mit Touchscreen-Geräten. 

Insgesamt zeigten die pflegenden Angehörigen mehr Interesse an den neuen Technologien als die Menschen mit MCI/Demenz. Dies traf besonders auf jüngere, männliche Befragte mit höherem Bildungsstand zu. Bei Menschen mit MCI/Demenz stand ein höheres Technik-Interesse auch im Zusammenhang mit einem besseren Gesundheitszustand und weniger Depressionen. Bei den Angehörigen fand sich eine Verbindung zu höherer Lebensqualität und geringerer Pflegebelastung.

Angebote ausbauen, um Hürden zu überwinden

Die Ergebnisse deuten den Autor*innen zufolge darauf hin, dass Menschen mit MCI/Demenz weniger technik-affin sind als ihre pflegenden Angehörigen. Angst vor den neuen Technologien stellten sie jedoch nicht fest. Obwohl gerade Betroffene am meisten von speziellen Gedächtnis-Apps profitieren würden, nutzten sie solche Anwendungen eher selten. Die Forscher*innen empfehlen daher, entsprechende Behandlungen und Angebote auszubauen, um die Hürden in der betroffenen Bevölkerungsgruppe zu überwinden.

Hier finden Sie die Studie:
Attitudes and Use of Information and Communication Technologies in Older Adults With Mild Cognitive Impairment or Early Stages of Dementia and Their Caregivers: Cross-Sectional Study (Juni 2020)