Ein erfolgreiches Case Management – zu deutsch auch als Fallmanagement bezeichnet – mit bedarfsgerechter Versorgung kann den Umzug von Menschen mit Demenz in ein Pflegeheim verzögern. Zu diesem Schluss gelangen drei unserer Kolleg*innen am Interdisziplinären Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Veröffentlicht wurde die Publikation im Juni 2023 im renommierten Fachmagazin “Das Gesundheitswesen”. Zu der neuesten Publikation gratulieren wir herzlich.
Die meisten Menschen mit Demenz wünschen sich, so lange wie möglich zuhause in ihrer gewohnten Umgebung zu leben, wo sie auch meist von An- und Zugehörigen gepflegt werden. Doch mit fortschreitender Demenz nimmt auch die Pflegetätigkeit und damit die Pflegebelastung zu. „Der Förderung häuslicher Versorgungsarrangements kommt demzufolge eine immer höhere Bedeutung zu. Unterstützungsangebote können helfen, das Leben in der Häuslichkeit so lange wie möglich zu bewahren“, schreiben die Wissenschaftler*innen.
Bessere Versorgungsqualität
Eine wichtige Rolle kann hierbei Case Management (CM) spielen. Dies bedeutet, Versorgungsleistungen für Menschen mit Demenz nachhaltig zu koordinieren und sie auf die individuellen Bedarfe abzustimmen. „Auf diese Weise besteht nicht nur das Potential, die Versorgungsqualität für Menschen mit Demenz zu verbessern“, heißt es in der Studie, sondern auch die pflegenden An- und Zugehörigen zu entlasten.
In ihrer Studie analysierten die Forschenden die Daten von sechs so genannten randomisiert-kontrollierten Studien aus Deutschland, USA, Niederlande, Frankreich und China. Dieser Studientyp gilt in der klinischen Forschung als Goldstandard. Er erlaubt es als einziger, über die Wirksamkeit von Behandlungen, Maßnahmen und neuen Medikamenten verlässliche Aussagen zu treffen.
Bei den Studienteilnehmenden handelt es sich um Menschen mit einer ärztlichen Demenzdiagnose, einer vermuteten Demenzerkrankung oder auch mit Diagnosekriterien für eine nicht anderweitig spezifizierte kognitive Einschränkung. Das Alter der Studienteilnehmenden lag zwischen 68 und 84 Jahren, die meisten Erhebungen verzeichneten einen höheren Anteil an Frauen.
Auswirkungen von Case Management analysiert
Die Wissenschaftler*innen verglichen die Auswirkungen von Case Management bezogen auf den Zeitpunkt, an dem Menschen mit Demenz in eine Pflegeeinrichtung umziehen. Das Ergebnis: CM-Ansätze können den Verbleib von Menschen mit Demenz in der eigenen häuslichen Umgebung verlängern und damit den Wunsch älter Menschen entgegenkommen, möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit zu leben. Inwieweit die stationäre Heimunterbringung verzögert werden kann, kann dabei von verschiedenen Faktoren abhängen wie zum Beispiel der Anzahl der betreuten Patient*innen pro Fachkraft und der Qualifikation der „Case Manager*innen“.
Die Wissenschaftler*innen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg plädieren daher für eine weitere Etablierung und Evaluation von Case Management-Ansätzen. Sie raten: „Bei Planung, Einsatz und Evaluation von CM-Ansätzen in den Versorgungsketten sollten von Beginn Barrieren und Chancen für die nachhaltige Implementierung berücksichtigt werden.“
Tipp für die Praxis: Wenn Sie einen Menschen mit Demenz pflegen, nutzen Sie das Angebot von Case Manager*innen in Ihrer Kommune oder Region. Case Management kann Ihnen dabei helfen, sich bei der Vielzahl verschiedener Unterstützungsangebote zurechtzufinden und damit eine hohe Versorgungskontinuität entlang der Demenzerkrankung zu erreichen.
Hier geht’s zur Studie: