Eine niedrigere Schlafqualität und ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus – haben Schichtarbeitende tatsächlich ein höheres Demenzrisiko? Chinesische Wissenschaftler*innen haben nun eine Bewertung des Demenzrisikos bei Schichtarbeitenden vorgenommen.

Nichts geht über einen erholsamen Schlaf. Doch zunehmend wird in vielen Berufen rund um die Uhr gearbeitet, was häufig Schichtarbeit bedeutet. Einige Studien deuten darauf hin, dass Schichtarbeit die Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen sowie die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen kann. Welches Demenzrisiko Schichtarbeitenden haben, untersuchten chinesische Wissenschaftler*innen anhand der Daten der Teilnehmenden, deren Durchschnittsalter bei Studienbeginn zwischen 37,8 und 60,9 Jahre lag. 

Welches Demenzrisiko Schichtarbeitenden haben, untersuchten chinesische Wissenschaftler*innen anhand der Daten der Teilnehmenden, deren Durchschnittsalter bei Studienbeginn zwischen 37,8 und 60,9 Jahre lag
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Geringeres Demenzrisiko bei Abendschichten

Ihre Analyse von knapp 85.000 Schichtarbeitenden in Schweden und Dänemark, unter denen 3975 Menschen mit Demenz zu verzeichnen waren, zeichnete eine Medaille, die zwei Seiten hat. Regelmäßige Abendschichten (zwischen 15.00 und 23.59 Uhr) reduzierten im Unterschied zu anderen Schichtzeiten und -modellen das Demenzrisiko. „Außerdem war das Demenzrisiko bei wechselnden Schichten relativ gering“, schreiben die Autor*innen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, „dass vorübergehende und leichte Beeinträchtigungen aufgrund von Schichtarbeit durch kompensatorische gute Erholung modifiziert und sogar rückgängig gemacht werden können.“

Regelmäßige Nachtschichten erhöhen Risiko

Andererseits führten kontinuierliche Nachtschichten (zwischen 23.00 und 07.00 Uhr) zu einem höherem Demenzrisiko. „Insgesamt konnte die langfristige kumulative Erschöpfung aufgrund eines gestörten zirkadianen Rhythmus nicht mehr aufgefangen werden, sondern verstärkte die Beeinträchtigung“, schreiben die Wissenschaftler*innen. Ein erhöhtes Demenzrisiko wurde bei berufstätigen Krankenschwestern und -pflegern festgestellt. Dauerte die Schichtarbeit mehr als zehn Jahre, stieg das Demenzrisiko exponentiell steil an. 

Dokumentiert haben die Forscher*innen eine weitere Beobachtung. Nach mehr als fünf Jahren ohne Schichtarbeit kann die Verschlechterung der chronischen Kognition – eine Folge der früheren Schichtarbeit – wieder rückgängig gemacht werden. „Beeinträchtigung durch die Schichtarbeitsexposition könnten aufgrund des langfristigen Szenarios modifiziert werden.“ 

Sensibilisierung erforderlich

In der Studie bilanzieren die Forschenden aus China: „Erfahrene Schichtarbeiter haben ein leicht erhöhtes Risiko für Demenz im späteren Leben.“ Für dieses Arbeitsmodell sei „aufgrund der Zunahme der Schichtarbeit in der industrialisierten Welt und der schweren pflegerischen und wirtschaftlichen Belastung durch Demenz“ eine „stärkere Sensibilisierung bei Schichtarbeitern erforderlich.“

Tipp für die Praxis: Vermeiden Sie es, dauerhaft in Nachtschichten zu arbeiten, da dieses Schichtmodell das Demenzrisiko am Stärksten erhöht.

Hier geht’s zur Studie: Does Long-Term Shift Work Increase the Risk of Dementia? A Systematic Review and Meta-Analysis

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