Derzeit werden sie stark diskutiert: Die sogenannten „Covid-19-Tracker“. Hierbei handelt es sich um Apps, die die Infektionsketten des Virus anhand von Kontaktdaten nachverfolgen und möglichst durchbrechen sollen. In unserem Webinar erklären wir zum einen, wie das Personentracking in Sachen Covid-19 funktioniert. Zum anderen gehen wir auf GPS-Tracker für Menschen mit Demenz ein und zeigen Parallelen zwischen beiden Formen des Personentrackings auf. Hier können Sie sich das Webinar noch einmal ansehen. Wir freuen uns über Feedback in den Kommentaren!

Hier gibt es das Webinar als PDF zum Download.

Fragen der Teilnehmer*innen und Antworten des Webinar-Teams:

Gibt es nicht auch Personen, die infiziert sind, aber noch nicht ansteckend?

Die Dauer von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt im Durchschnitt fünf bis sechs Tage. Wenn man Krankheitsanzeichen hat, ist man ansteckend. Allerdings kann man bereits zwei Tage vor Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen ansteckend sein. Ebenfalls ist es möglich, dass Krankheitsanzeichen sehr schwach sind oder fehlen und man ansteckend ist, ohne es zu bemerken. Es können also auch infizierte Personen ohne Krankheitszeichen COVID-19 übertragen. Beim Coronavirus handelt es sich um einen neuartigen Erreger, zu welchem es derzeit noch keine hinreichend gesicherten Daten bzw. Studien gibt. Aus diesem Grund gibt es noch sehr viele offene Fragen rund um die Übertragung, Erkrankungsdauer und Schutzmöglichkeiten (Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/fragen-und-antworten/ansteckung-und-uebertragung.html). Unter der genannten Quelle, wie auch auf den Seiten des Robert Koch Instituts (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/gesamt.html) finden Sie weiterführende Informationen.

Können im eigenen Gewohnheitsraum auch „Gefahrenstellen“ vermerkt werden: z.B. Flüsse, große Straßen?

Durch GPS können virtuelle Grenzen gesetzt werden. Es können auf internetbasierten Landkarten virtuelle „Zäune“ gezogen werden (https://www.hippocampus.de/media/316/cms_5dfbae2f95a5e.pdf). Gefahrenstellen können also aus dem Gewohnheitsraum ausgeschlossen werden. Allerdings kann durch einen Gewohnheitsraum nicht verhindert werden, dass ein bestimmter Bereich betreten wird. Durch das Ortungssystem kann lediglich darüber informiert werden, dass der Gewohnheitsraum vom Menschen mit Demenz verlassen wurde und der derzeitige Standort mitgeteilt werden.

Wie häufig muss der GPS-Tracker am Strom aufgeladen werden?

Wie häufig der GPS-Tracker mit Strom aufgeladen werden muss, kann je nach verwendetem Tracker variieren. Viele GPS-Tracker haben eine Akkulaufzeit von vier bis fünf Tagen. SmartSole beispielsweise hat bei einer Ladung eine Betriebsdauer von bis zu 5 Tagen, bei ca. 6-8 Stunden Bewegung pro Tag (https://www.protegear.de/produkte-tarife/medizinische-tracker-für-alzheimer-demenz/).

Könnten Sie den Titel der Studie zu den gesteigerten Outdooraktivitäten nennen?

Es handelt sich dabei um eine Studie von Oderud und Kollegen, in welcher der Nutzen von verschiedenen GPS-Ortungssystemen mit 208 Menschen mit Demenz sowie deren Angehörigen über einen Zeitraum von drei Jahren in Norwegen untersucht wurde:

Oderud, T., Landmark, B., Eriksen, S., Fossberg, A. B., Aketun, S., Omland, M., Ausen, D. (2015). Persons with Dementia and Their Caregivers Using GPS. Studies in Health Technology and Informatics, 217, 212-221.

Ein solches Trackingsystem stellt einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre der Nutzer dar. Wie wird bei Menschen mit Demenz ein informed consent sichergestellt und gegen mögliche Wünsche von Pflegern/Pflegeeinrichtungen/Angehörigen abgewogen?

Der Einsatz eines Ortungssystems muss individuell entschieden werden und es muss immer wieder zwischen Bewachen und Beschützen abgewogen werden. Das Tracking von Personen ist nach dem Bundesdatenschutzgesetz nur mit persönlichem Einverständnis erlaubt (https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/forschung/abschlussbericht_vodino.pdf). In einer Übersichtsarbeit von 2017 werden Freiheit, Privatsphäre, Würde gegenüber der Person, Autonomie und Vorteile diskutiert und Empfehlungen gegeben (https://www.jabfm.org/content/jabfp/30/2/258.full.pdf). Bei der Entscheidung für ein Ortungssystem muss mit dem Betroffenen immer die Balance zwischen Autonomie und Sicherheit gefunden werden.

Was Kostet die SmartSole?

Die Kosten der SmartSole sind auf der Webseite (https://www.protegear.de/produkte-tarife/medizinische-tracker-für-alzheimer-demenz/) einzusehen.

Kann ich als Betreuer bei fortgeschrittener Demenz dieses Ortungssystem ohne richterlichen Beschluss einrichten lassen?

Diese Frage können wir Ihnen leider nicht beantworten. Grundsätzlich können Ihnen Betreuungsstellen in Ihrer Kommune oder Betreuungsvereine bei solchen Fragen weiterhelfen. Unter folgendem Link finden Sie z.B. Informationen zu Betreuungsvereinen sowie ein Verzeichnis der Betreuungsvereine in Bayern (https://www.stmas.bayern.de/betreuungsvereine/index.php).

Darüber hinaus können die in der Quelle (https://www.jabfm.org/content/jabfp/30/2/258.full.pdf) aufgeführten Empfehlungen berücksichtigt werden.

Mittwoch, 03.06.2020, 11.00-11.30 Uhr

Anna Kirchner

Wissenschaftliche Mitarbeiterin M. Sc.

Vortrag und Moderation

Die digiDEM Bayern-Mitarbeiter Michael Reichold und Nikolas Dietzel (v.l.) und Stephanie Hör vom Landratsamt Weilheim-Schongau.

Nikolas Dietzel

Wissenschaftlicher Mitarbeiter M. A.

Betreuung Chatroom & Fragen

Im Webinar „Wie funktioniert Personentracking? (z.B. bei Demenz, Covid-19)“ lernen wir die grundlegende Funktionsweise des „Contact Tracings“ (zu deutsch: „Kontaktverfolgung“) kennen. Solche Anwendungen wurden genutzt, um die Ausbreitung von Covid-19 in Südkorea und Taiwan abzuschwächen und werden auch hierzulande stark diskutiert. Außerdem werden wir uns mit dem GPS-Tracking für Menschen mit Demenz befassen und Parallelen zum Contact Tracing aufzeigen.

Mit der Webinar-Reihe „Science Watch LIVE“ bieten wir einen zusätzlichen Service zu unserem monatlichen Newsletter digiDEM Bayern Science Watch, in dem wir wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Demenzforschung bereitstellen.  

Vor dem Hintergrund massenhaft verbreiteter Halbwahrheiten und Fake News, aktuell zum Beispiel über das neue Corona-Virus, ist gerade jetzt evidenzbasierte Wissenschaft gefragt. Es ist wichtiger denn je, wissenschaftliche Erkenntnisse so zu vermitteln, dass sie für die Gesellschaft verständlich sind und ein Austausch darüber gefördert wird. Dazu möchten wir als digiDEM Bayern-Projektteam beitragen, jetzt auch mit digiDEM Bayern Science Wach LIVE.

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