Wie sich das körperliche Wohlbefinden von Menschen mit Demenz und Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) mit Hilfe von Technologie verbessern lässt, zeigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kanada und den USA. Sie ermittelten unter anderem die verschiedenen Interventionsarten von technologiebasierten Gruppenübungen für Menschen mit Demenz oder MCI und analysierten die jeweilige Durchführbarkeit und Wirksamkeit. Die Forschenden kamen in ihrer Veröffentlichung im Juni 2024 zu dem Schluss: „Unsere Untersuchung deutet darauf hin, dass technologiebasierte Gruppeninterventionen für Menschen mit Demenz oder MCI geeignet und durchführbarsind“, heißt es in der Übersichtsarbeit.
Bereits in früheren Studien wiesen internationale Forschende den Nutzen von regelmäßigen Trainingsprogrammen nach. So haben Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen insbesondere Spaß am Gruppensport, da die gemeinsame Aktivität mit anderen von der Erkrankung ablenke.
Die Analyse von 14 Publikationen hat drei Arten von technologiegestützten Gruppenübungen für Menschen mit Demenz oder leichter kognitiver Beeinträchtigung zu Tage gefördert: virtuelle Übungen mit Bewegungsspielen wie zum Beispiel Wii Sports, eine Sportsimulation für die Wii-Spielkonsole, virtuelles Radfahren oder Rudern und eine Videokonferenzplattform, um gemeinsam Sport zu betreiben. Weitere Technologien wurden in der Übersichtsarbeit nicht berücksichtigt.
„Der Einsatz von Technologie bei Übungen in einer Gruppe ist für Menschen mit Demenz oder kognitiven Beeinträchtigungen vorteilhaft.“
Michael Zeiler, digiDEM Bayern-Wissenschaftler
Ausgewertet wurden Studien, bei denen die technologiebasierten Interventionen in Privathaushalten, betreuten Wohneinrichtungen oder Langzeitpflegeeinrichtung für Menschen mit Demenz stattfanden, wobei die Mehrheit der Studienteilnehmenden in ihren eigenen vier Wänden lebte. In diesen Räumen fühlten sich die Menschen am wohlsten, da Sie in ihrer vertrauten Umgebung am besten die Übungen durchführen konnten. „Technologiebasierte Gruppenübungen beinhalten oft Elemente und Funktionen, die darauf abzielen, die Teilnehmer zu motivieren und die Übungen konsequent durchzuführen“, so die Forschenden. In die Untersuchung einbezogen wurden auch Familienangehörige und Lebenspartner, die ihre Perspektiven und Lebenserfahrungen eingebracht haben.
In Interviews erfassten die Forschenden zusätzlich, was den Studienteilnehmenden selbst wichtig ist: Die Übungen müssen demnach zum Beispiel unterhaltsam, benutzerfreundlich und „angemessen herausfordernd“ sein. Zudem sollte Monotonie vermieden werden. Von großer Bedeutung war auch die Übungsanleitung, „da sich Teilnehmer mit Demenz nicht immer daran erinnerten, wie die technologische Intervention funktionierte.“ Auch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen seien wichtig, da Menschen mit Demenz oder mit MCI insgesamt ein erhöhtes Sturzrisiko haben. Das Fazit der Forschenden ist eindeutig: Gruppenübungsinterventionen, die Technologie nutzen, haben für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen positive psychosoziale, physische und kognitive Vorteile.
Tipp für die Praxis:
Nutzen Sie verfügbare technologiegestützte Gruppenbewegungsprogramme wie virtuelles Radfahren oder gemeinsame sportliche Aktivitäten über eine Videokonferenzsoftware, um ältere Menschen mit Demenz oder MCI sozial zu integrieren und ihre physische, psychosoziale sowie kognitive Gesundheit zu fördern. Von der gemeinsamen Aktivität können auch die pflegenden An- und Zugehörigen profitieren.
digiDEM Bayern entwickelt digitale Angebote für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz sowie für pflegende An- und Zugehörige und ehrenamtliche Helfende und stellt die Angebote auf digiDEM-Bayern.de zur Verfügung.
Unser Tipp: Wer Menschen mit Gedächtnisproblemen pflegt, hat oftmals vielfältige Herausforderungen im Alltag zu bewältigen. Überprüfen Sie mit der digiDEM Bayern-Angehörigenampel Ihre körperliche und seelische (psychische) Belastung. Dies können Sie mit einem einfachen Selbsttest herausfinden. Zehn Fragen helfen dabei, die eigene Belastung zu erkennen und abzuschätzen, welche gesundheitlichen Folgen damit verbunden sein können. Je nach Ihrem persönlichen Ergebnis geben wir Ihnen Empfehlungen, wie Sie Ihre Situation als Pflegender verbessern können. Hier geht’s zu unserem Online-Angebot „Angehörigenampel“.
Sie können die Angehörigenampel ganz unkompliziert gerne auch auf Ihrer Webseite einbinden.
Nutzen Sie auch unseren digitalen Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“ und empfehlen Sie ihn weiter. Er hilft pflegenden An- und Zugehörigen, die eigenen Versorgungsbedarfe zu erkennen, wenn der Pflegebedarf von Menschen mit Demenz steigt. Hier gelangen Sie zum Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“.
Hier geht’s zu den bisherigen Ausgaben unseres Newsletters digiDEM Bayern DIGITAL UPDATE.