Kunstinitiativen und Sportangebote für Menschen mit Demenz, tiergestützte Betreuung von Betroffenen oder auch ein Demenz-Parcours – auf dem 5. Fachtag Demenz in Augsburg konnten die Gäste zahlreiche interessante Projekte und Initiativen aus der Demenzhilfe kennen lernen. digiDEM Bayern war mit einem Vortrag von Professor Elmar Gräßel vertreten.

Professor Elmar Gräßel, Leiter für Medizinische Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Erlangen
Prof. Dr. med. Elmar Gräßel

Der Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Erlangen stellte das „Digitale Demenzregister Bayern“ vor, betonte die Bedeutung digitaler Angebote für die Versorgung im Demenzbereich und bat: „Lassen Sie uns trotz aller Fragen und Ängste, die mit Demenz verbunden sind, auch zuversichtlich in die Zukunft blicken.“ Knapp 280 Gäste nahmen an der Demenz-Fachveranstaltung teil, die das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche ausrichtete – in diesem Jahr mit dem Titel „Demenz in der Kommune“.

Austausch mit Staatsministerin Huml

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml mit dem digiDEM Bayern-Team
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml mit dem digiDEM Bayern-Team
Nach Vorträgen, Dialogforen und einer Podiumsdiskussion waren die Besucher*innen zu einem Staatsempfang eingeladen. Melanie Huml, bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, betonte, wie wichtig das Engagement der zahlreichen Akteure im Demenzbereich sei. „Der Staat möchte Ihnen mit diesem Empfang auch Danke sagen. Vielen Dank für alles, was Sie tun!“ Für das digiDEM Bayern-Team gab es kurz die Gelegenheit, sich mit der Ministerin über den aktuellen Projektstand auszutauschen.

Immer wieder stand die Frage nach dem richtigen Umgang mit Menschen mit Demenz im Mittelpunkt und der Versuch, sich besser in Betroffene hineinzuversetzen. „Haben alle ihr Kombatox dabei?“, fragte zum Beispiel Sabine Tschainer-Zangl vom Institut „aufschwungalt“ ins Publikum. Große Augen und fragende Blicke bei den Gästen. „Haben Sie ihr Kombatox? Ich habe es doch extra in die Einladung geschrieben!“ Leichte Unruhe macht sich breit. „Sehen Sie, und so ist zum Teil vermutlich das Lebensgefühl von Menschen mit primärer Demenz“, erklärte Tschainer-Zangl.

Selbsttest im Demenz-Parcous

Frau zieht sich mit Arbeitshandschuhen einen Kittel an.
Selbst-Test beim Demenz-Parcours

Eine weitere Möglichkeit, zumindest ansatzweise die Perspektive von Betroffenen einzunehmen, bot ein „Demenz-Parcous“: Mit Hilfe anschaulicher Übungen wurde deutlich, wie kompliziert selbst vermeintlich einfache Alltagsaktivitäten wie das Anziehen werden können. Im kurzen Selbsttest zeigt sich: Eine etwas unleserliche Anleitung, dazu grobe Arbeitshandschuhe, mit denen man sich einen Kittel überziehen und zuknöpfen soll, das reicht schon: Schnell wird es schwierig, man nestelt herum, wird ungeduldig, genervt und fühlt sich beobachtet. Selbst in diesem geschützten Raum.

„Noch mehr in der Tiefe der Gesellschaft ankommen“

Der Theologe und Soziologe Prof. Reimer Gronemeyer von der Justus-Liebig-Universität Gießen betonte die tiefgreifende Veränderung, die im Umgang mit Demenz in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren stattgefunden habe. „Demenzerkrankungen sind kein Tabu mehr, man kann darüber reden. Wir sollten uns bewusst machen, wie schön das ist. Für unsere Gesellschaft ist das wichtiger als die Börsenkurse!“

Staatsministerin Huml warb dafür, das Thema Demenz noch stärker in der Gesellschaft zu verankern. Es müsse selbstverständlicher werden, Demenzbetroffene auch in Konzerte, ins Restaurant etc. mitzunehmen. „Es gibt sehr viele Angebote sich helfen zu lassen, und das ist gut und wichtig. Aber wir müssen noch mehr in die Tiefe der Gesellschaft kommen!“ Und das, so Huml, sei nicht nur Aufgabe des Ministeriums, hier seien alle Menschen angesprochen.