Auf reges Besucherinteresse stieß das digiDEM Bayern-Symposium auf dem 11. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Mülheim an der Ruhr. Die Wissenschaftler*innen Jana Rühl, Anne Keefer, Nikolas Dietzel und Michael Zeiler stellten neueste Forschungsergebnisse aus der Gesundheits- und Versorgungsforschung im Bereich Demenz vor.
Nach einer langen Pandemiepause war es wieder soweit: Unter dem Motto „Demenz – Neue Wege wagen?!“ fand in Mülheim an der Ruhr der nunmehr 11. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. (DAlzG) statt. Für die Wissenschaftler*innen von digiDEM Bayern war der Kongress ganz besonders, denn sie berichteten auf Einladung der DAlzG neueste Forschungsergebnisse. „Das Symposium war ein echter Erfolg“, fasste digiDEM Bayern-Projektleiter und Moderator Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas zusammen. Er dankte den Zuhörer*innen für deren Interesse und Aufgeschlossenheit. „An jeden Vortrag schloss sich eine exzellente Diskussion an, die fruchtbar war für den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis“, unterstrich Prof. Dr. med. Elmar Gräßel, digiDEM Bayern-Projektleiter und Co-Moderator.
Ausbau von Gedächtnisambulanzen im ländlichen Raum
digiDEM Bayern-Wissenschaftlerin Jana Rühl sprach über die „Erreichbarkeit von Gedächtnisambulanzen (GDA)“. Mit ihren Untersuchungen beschritt sie neue Wege in der Demenzforschung. Denn in der Studie wurde erstmals wissenschaftlich die Erreichbarkeit von GDA untersucht. Damit Menschen eine rechtzeitige Demenzdiagnostik in Anspruch nehmen können, spielt die Erreichbarkeit dieser Einrichtungen eine wichtige Rolle, erläuterte Rühl. So benötigen 50 Prozent der Menschen in städtischen Gemeinden in Bayern eine Fahrtzeit von unter 20 Minuten. Doch in ländlichen Regionen fahren sie 20 bis 40 Minuten. 27 Prozent müssen sogar mehr als 40 Minuten einplanen, heisst es in der Untersuchung, die Jana Rühl gemeinsam mit dem Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchführte.
Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz
Einen anderen Aspekt der Versorgungsforschung beleuchtete Anne Keefer. Menschen mit Demenz benötigen Unterstützungsangebote. Die Ergebnisse einer neuen digiDEM Bayern-Studie zeigen: Menschen mit kognitiven Einschränkungen nehmen Unterstützungsangebote nur in geringem Umfang in Anspruch. digiDEM Bayern-Forscherin Anne Keefer wies darauf hin, dass viele Unterstützungsangebote wie etwa Schulungen pflegenden Angehörigen nicht bekannt sind oder manche Angebote nicht zur Verfügung stehen. Außerdem kam Keefer zu dem Schluss: Die Bedarfe von Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen und Menschen mit Demenz sind ähnlich.
Pflegebelastung nicht unterschätzen
Pflegende Zu- und Angehörige von Menschen mit Demenz gelten als der „unsichtbare zweite Patient“. Doch wie hängen bei ihnen Belastung, Stress und Gesundheit zusammen? In seinem Vortrag sagte digiDEM Bayern-Wissenschaftler Nikolas Dietzel: „Bereits im beginnenden Stadium einer Demenzerkrankung kann die Pflegebelastung hoch sein. Deshalb können Unterstützungsleistungen, wie wir sie bei digiDEM Bayern entwickelt haben, Angehörige entlasten und deren Gesundheit schützen.“ Zu den digitalen Unterstützungsleistungen gehört zum Beispiel die digiDEM Bayern-Angehörigenampel. Wer online die gezielten Fragen beantwortet, erhält den Grad seiner persönlichen körperlichen und seelischen Belastung anzeigt, ergänzt von Empfehlungen, wie sich die Situation verbessern lässt. Hier gelangen Sie zur Angehörigenampel.
Gesundheits-Apps und ihr Nutzen
digiDEM Bayern-Wissenschaftler Michael Zeiler hingegen hat sich in seiner Studie mit Gesundheits-Apps für Menschen mit Demenz und dem Nutzen der Apps befasst. In seinen Untersuchungen kam er zu einem überraschenden Ergebnis. Demnach ist die Wirksamkeit der meisten Demenz-Apps wissenschaftlich nicht belegt.
Der 11. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft fand vom 29. September bis 1. Oktober 2022 mit rund 600 teilnehmenden Demenz-Experten aus ganz Deutschland statt.
Der nächste Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist für 10. bis 12. Oktober 2024 in Fürth geplant.
Impressionen vom digiDEM Bayern-Symposium auf dem 11. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Mülheim an der Ruhr im September 2022
Auf dem digiDEM Bayern-Symposium wurden neueste Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung vorgestellt. Foto: digiDEM Bayern
Jana Rühl hat in ihrer Studie die Erreichbarkeit von Gedächtnisambulanzen untersucht. Foto: digiDEM Bayern
Die Informationsstände waren dicht umlagert. Foto: digiDEM Bayern
Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen und Menschen mit Demenz haben hinsichtlich Unterstützungsangeboten einen ähnlichen Bedarf, berichtete Anne Keefer. Foto: digiDEM Bayern
Blick in das Foyer der Stadthalle von Mühlheim an der Ruhr. Foto: digiDEM Bayern
digiDEM-Wissenschaftler Michael Zeiler bei seinem Postervortrag über Gesundheits-Apps für Menschen mit Demenz. Foto: digiDEM Bayern
Die beiden digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas und Prof. Dr. med. Elmar Gräßel (re). haben das Symposium moderiert. Foto: digiDEM Bayern
Nikolas Dietzel betonte, dass Unterstützungsleistungen sowohl Menschen mit Demenz als auch Angehörige entlasten und deren Gesundheit schützen können. Foto: digiDEM Bayern