Sterblichkeitsrate, Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte: Inwiefern spiegeln sich Unterschiede in der Qualität der Demenzversorgung auf dem Land und in der Stadt in der wissenschaftlichen Literatur wider? Forschende aus Kanada haben Unterschiede herausgefunden.

Kanadische Forschende wollten es ganz genau wissen: Inwiefern spiegeln sich Unterschiede in der Qualität der Demenzversorgung auf dem Land und in der Stadt in der wissenschaftlichen Literatur wider? Aus diesem Grund haben sie 38 internationale Studien, darunter sechs aus Deutschland, systematisch ausgewertet. Die Studien wurden dabei im Forschungszeitraum von 25 Jahren publiziert. Die Übersicht über die Unterschiede, die die Wissenschaftler*innen herausgefunden haben, kann für Forschende und Entscheidungsträger*innen in der Gesundheitspolitik als Leitfaden für die Entwicklung einer gerechteren Demenzversorgungspolitik dienen.

Höhere Sterblichkeitsrate

Für Menschen mit Demenz ist eine möglichst frühzeitige Diagnose wichtig.
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Bei Menschen mit Demenz, die auf dem Land leben, ist demnach eine höhere Sterblichkeit als bei ihren städtischen Pendants zu verzeichnen. Die wissenschaftliche Nachweisbarkeit (Evidenz) ist bei diesem Studienergebnis am stärksten. „Allein diese Erkenntnis sollte das Streben nach gerechteren Maßnahmen“ sowohl für Menschen mit Demenz als auch ihre Betreuenden rechtfertigen, schreiben die Autor*innen.

Weniger Arztbesuche, mehr stationäre Aufenthalte

Auch die Anzahl der Arztbesuche wurde erfasst. Hierbei deuten Studien darauf hin, dass Menschen mit Demenz auf dem Land weniger oft den Haus- oder Facharzt aufsuchen als in der Stadt – was unter anderem am „dokumentierten Mangel an Ärzten in ländlichen Regionen“ liegen könne. Anders bei der stationären Versorgung von Menschen mit Demenz. Hier kommt es zu mehr Krankenhausaufenthalten, die allerdings von kürzerer Verweildauer sind. 

Demenzdiagnose oft zu spät gestellt

Für Menschen mit Demenz ist eine möglichst frühzeitige Diagnose wichtig. Aus der kanadischen Übersichtsarbeit geht jedoch hervor, dass die Diagnose bei Betroffenen in ländlichen Gebieten weniger frühzeitig erfolgt als im urbanen Raum. Allerdings ist die Studienlage hier unzureichend. Hinsichtlich der ärztlichen Verordnung von Medikamenten stellten die Autor*innen fest, dass Mediziner*innen in ländlichen Gebieten mehr dieser Medikamente verschrieben haben. „Dies könnte auf Unterschiede in der Klientel zurückzuführen sein, zum Beispiel auf Klienten mit einer schwereren Form der Demenz aufgrund einer verzögerten Diagnose in der ländlichen Bevölkerung“, heißt es in der Studie.

Weitere Forschung dringend erforderlich

In der Studie weisen die Autorinnen klar auf ein wissenschaftliches Manko hin. Noch ist die Literatur zu den Unterschieden zwischen ländlichen und städtischen Gebieten bei der Qualität der Demenzversorgung neu. Das bedeutet, dass diesbezüglich Studien von besserer Qualität oft noch fehlen und in vielen Bereichen weiterer Forschungsbedarf besteht. Zudem stammen die meisten Studien nur aus Ländern mit hohem Einkommen. Daher unterstreichen die Wissenschaftler*innen: „Es ist zwingend erforderlich, den Entscheidungsträgern Beweise zur Verfügung zu stellen, um eine gerechte Politik zu betreiben und gesundheitliche Ungleichheiten“ für alle Menschen mit Demenz und ihre Betreuenden zu verringern.

Tipp für die Praxis: Wenn Sie Krankheitssymptome wahrnehmen, insbesondere auch bezogen auf Ihr Gedächtnis, suchen Sie sich frühzeitig ärztliche Unterstützung. Haus- und Fachärzt*innen können Ihnen dabei helfen, Symptome abzuklären und Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.

Hier geht’s zur Studie: Rural and urban differences in quality of dementia care of persons with dementia and caregivers across all domains: a systematic review

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