Die Erkennung und Behandlung von Schmerzen bei Menschen mit Demenz ist komplex und anspruchsvoll. Neben Selbstberichten von Betroffenen und Beobachtungs-Skalen werden zunehmend auch technologische Möglichkeiten in den Blick genommen. Ein Beispiel ist die automatische Bewertung von Gesichtsausdrücken mittels künstlicher Intelligenz. Ein internationales Forscherteam hat ein entsprechendes System entwickelt und getestet.

Mustafa Atee von der australischen Curtin University und seine Kolleg*innen setzen für ihre neue Methode “PainChekTM” verschiedene Technologien ein. Dazu zählen automatische Gesichtserkennung und -analyse mittels “affektivem Computing”. Bei dieser Technik der künstlichen Intelligenz sollen menschliche Regungen von einem Computer erkannt und interpretiert werden. Die Forscher*innen sehen in dem System vor allem Vorteile für Menschen mit fortgeschrittener Demenz, die mitunter selbst nicht mehr in der Lage sind, auf mögliche Schmerzen aufmerksam zu machen.

Symbolbild für automatische Gesichtserkennung

Informationen aus verschiedenen Bereichen ergeben Wert für Schmerzen

Das System besteht aus einer App und einem Online-Portal, die miteinander verknüpft sind. Die Forscher*innen erklären es so: Mithilfe der Kamera eines Smart-Geräts, etwa eines Handys oder Tablets, wird ein kurzes Video des Gesichts einer Person aufgenommen. Die App identifiziert das Gesicht automatisch in Echtzeit und analysiert dann mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Gesichtsausdrücke, die auf das Vorhandensein von Schmerzen hinweisen. Ergänzend beurteilen Ärzt*innen oder Pflegekräfte dann stimmliche Äußerungen der Patient*innen, ihr Verhalten sowie mögliche Aktivitäten und Körperbewegungen und geben die entsprechenden Informationen in die App ein. Aus den vorliegenden Daten errechnet die App dann einen Wert für die Intensität von Schmerzen.

Die Angaben, die über die App gewonnen werden, werden auch in ein Online-Portal übertragen. Den Autor*innen zufolge handelt es sich dabei um eine eine sichere Website zur Verwaltung der Patientendaten. Allerdings wird die Seite zurzeit über amazon-Dienste gehostet.

Wirksamkeit in zwei Studien untersucht

Um die Wirksamkeit ihres Systems zur Schmerzerfassung zu überprüfen, haben die Forscher*innen es in zwei klinischen Studien mit 74 Teilnehmenden im Alter zwischen 60 und 98 Jahren getestet. Die Ergebnisse zeigten den Autor*innen zufolge eine hohe Genauigkeit der Methode und einen sehr guten klinischen Nutzen.

Sie folgern daher, dass die von ihnen entwickelte Methode ein umfassendes und wissenschaftsbasiertes Schmerzmanagementsystem sei. Es könne in der täglichen klinischen Praxis eingesetzt werden und die Schmerzbeurteilung bei Menschen verändern, die nicht in der Lage sind, selbst darauf aufmerksam zu machen.

Hier finden Sie die vollständige Studie:
A Technical Note on the PainChek™ System: A Web Portal and Mobile Medical Device for Assessing Pain in People With Dementia (Jun 2018)

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