Kann Luftverschmutzung das Demenz-Risiko steigern? In früheren Untersuchungen wurde ein entsprechender Zusammenhang bereits hergestellt. Zwei aktuelle Studien aus Kanada und Taiwan ergänzen die Erkenntnisse.
Wenn Menschen über einen langen Zeitraum schädlichen Emissionen ausgesetzt sind, steigert das ihr Risiko eine Demenz zu entwickeln? Das wollten Han-Wei Zhang und Kolleg*innen herausfinden. Sie untersuchten speziell die langfristigen Auswirkungen von Kohlenwasserstoffen in der Umgebungsluft und werteten dazu Daten der nationalen Krankenversicherung und der Umweltbehörde aus. Studienteilnehmer*innen waren insgesamt 178.085 Taiwanes*innen im Alter von 50 Jahren oder älter. Die Forscher*innen untersuchten ihre Krankenkassen-Daten in Bezug auf Demenz-Erkrankungen im Zeitraum von 2000 bis 2013 und brachten sie in Verbindung mit der Schadstoffbelastung, die an 76 Messstationen in ganz Taiwan gemessen wurde. Die Ergebnisse der Studie bestätigten, dass Kohlenwasserstoffe in der Umgebungsluft zur Entwicklung von Demenz beitragen können, wobei die Auswirkungen bei Frauen noch stärker waren als bei Männern.
Einfluss von Straßennähe, Luftverschmutzung, Lärm und Grünflächen
Kanadische Wissenschaftler*innen fassten ihre Forschungsfrage noch weiter. So untersuchten Weiran Yuchi und Kolleg*innen, welchen Einfluss Straßennähe, Luftverschmutzung, Lärm und Grünflächen auf neurologische Krankheiten haben, speziell auf die Alzheimer-Demenz, die Nicht-Alzheimer-Demenz, die Parkinson-Krankheit und die Multiple Sklerose. Auch die Kanadier*innen konnten für ihre Studie auf die Daten einer großen Gruppe der Bevölkerung zurückgreifen. Sie werteten die Angaben von rund 678.000 Frauen und Männern im Alter zwischen 45 und 84 Jahren aus dem Großraum Vancouver aus.
Nähe zu großen Straßen erhöht Demenz-Risiko
Die Ergebnisse: Wer in der Nähe großer Straßen lebt, hat ein erhöhtes Risiko für alle vier untersuchten neurologischen Erkrankungen. Die Forscher*innen fanden zudem einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und der Nicht-Alzheimer-Demenz sowie der Parkinson-Krankheit – aber keinen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und der Alzheimer-Demenz oder der Multiplen Sklerose. Die Studie zeigte außerdem, dass Grünflächen eine gewisse Schutzwirkung haben. Schädliche Auswirkungen von Lärm ergaben sich nicht. Angesichts der vielen Menschen, die der Nähe von Straßen und hohem Verkehrsaufkommen leben, sowie der steigenden Zahl an neurologischen Störungen empfehlen die Autor*innen weitere Studien in städtischen Gebieten, die sich mit den Auswirkungen von Umwelt-Belastungen befassen.
Die Studien finden Sie hier: