Schwerhörigkeit gehört zu einem der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz. Doch dieses Risiko lässt sich verringern – indem Betroffene ein Hörgerät oder ein Cochlea-Implantat nutzen. Forschende aus Singapur haben herausgefunden: Wer nicht mehr so gut hört und deshalb ein Hörgerät trägt, verringert langfristig den Rückgang seiner kognitiven Fähigkeiten um 19 Prozent.

Schwerhörigkeit ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Die Erkrankung betrifft rund 20 bis 26 Prozent der Erwachsenen im Alter von 45 Jahren. Bei den über 70-Jährigen steigt der Anteil sogar auf 63 Prozent an. In einer Übersichtsarbeit haben Forschende aus Singapur insgesamt 31 Studien mit 137.484 Teilnehmenden systematisch analysiert. Ziel war es, den Zusammenhang zwischen Hörgeräten und Cochlea-Implantaten Ziel war es, den Zusammenhang zwischen Hörgeräten und Cochlea-Implantaten hinsichtlich der Entwicklung einer Demenz zu untersuchen.

Wer nicht mehr so gut hört und deshalb ein Hörgerät trägt, verringert langfristig den Rückgang seiner kognitiven Fähigkeiten um 19 Prozent.
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Bessere Ergebnisse

Studienteilnehmende mit diagnostiziertem Hörverlust, die ein Hörgerät nutzten, zeigten gegenüber Teilnehmenden ohne Hörgerät ein um 19 Prozent reduziertes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen. Berücksichtigt haben die Forschenden auch Faktoren wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Bildung und das gleichzeitige Vorliegen zweier oder mehrerer Erkrankungen. Darüber hinaus schnitt die Gruppe der Hörgerätetragenden bei speziellen kognitiven Tests zur allgemeinen Kognition bzw. zur allgemeinen Wahrnehmung besser ab: Sie erzielten um drei Prozent bessere Ergebnisse.

Die Studienergebnisse liefern, so die Forschenden, einen Mehrwert. In früheren Forschungsarbeiten wurde bei Teilnehmenden mit Hörverlust eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen festgestellt. Die aktuellen Ergebnisse aus Singapur zeigen, dass ein korrigierter Hörverlust mit einem langsameren kognitiven Rückgang einhergeht.

Trotz der positiven Erkenntnisse weisen die Forschenden auf eine mögliche Verzerrung der Ergebnisse hin. „Die vermeintliche Verbesserung der kognitiven Testergebnisse wird durch die Tatsache verfälscht, dass die Teilnehmenden die Testanweisungen nach der Wiederherstellung des Gehörs einfach besser hören können.“

Bei Hörverlust eine Hörhilfe tragen

In der Studie betonen die Forschenden, weshalb sich bei einem Hörverlust überhaupt das Tragen eines Hörgeräts empfiehlt. Die Hörhilfen könnten die Sinne stimulieren, was einer Verschlechterung der Kognition entgegenwirken könnte. Maßnahmen für ein besseres Hören können auch dazu beitragen, soziale Isolation, ebenfalls ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz, zu reduzieren. Denn Betroffene könnten – bei Verwendung einer Hörhilfe – wieder stärker an sozialen Aktivitäten teilnehmen, bei denen es auf das Hören und Kommunizieren ankommt. Die Übersichtsarbeit zeigt, so schreiben die Forschenden, dass die Verwendung von Hörgeräten und Cochlea-Implantaten mit einem geringeren Risiko für einen späteren kognitiven Rückgang verbunden ist. Das Fazit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lautet: „Ärzte sollten ihre Patienten mit Hörverlust dringend ermutigen, solche Geräte zu verwenden.“

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Hier geht’s zur Studie:

Association of Hearing Aids and Cochlear Implants With Cognitive Decline and Dementia: A Systematic Review and Meta-analysis

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