Inwiefern Luftschadstoffe sich auf kognitive Funktionen, die Veränderungen der Gehirnstruktur und das Auftreten von Demenz auswirken, hat die Wissenschaft bereits vielfältig untersucht. Doch nicht immer ist die Studienlage klar, oft sind sie Forschungsergebnisse widersprüchlich. Vier Publikationen kommen zu klaren Aussagen.

So untersuchten Forschende aus Kanada den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Demenz. Die Anzahl der Personen, deren Daten analysiert wurden, lag bei über 91 Millionen Menschen über 40 Jahren, bei mehr als 5,5 Millionen von ihnen wurde eine Demenz diagnostiziert. Die Forschenden wiesen deutlich einen Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und dem Auftreten einer Demenz nach. Mit jedem Mikrogramm Feinstaub (Partikelgröße PM 2,5) pro Kubikmeter, um das sich Feinstaubbelastung erhöhte, stieg das Demenzrisiko um drei Prozent. Eindeutige Ergebnisse, inwiefern Stickoxide, Stickstoffdioxid oder Ozon das Demenzrisiko beeinflussen, gab es hingegen nicht – dennoch könne diesbezüglich, so die Forschenden, ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden.

Speziell auf die Alzheimer-Demenz haben sich Forschende aus Spanien konzentriert.
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Chronische Belastung mit negativen Auswirkungen

Dass Luftverschmutzung ein Risikofaktor für Demenz ist, haben ebenso Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Iran im Jahr 2024 bestätigt. In ihrer Übersichtsarbeit haben sie insgesamt 53 Studien ausgewertet. “Die Ergebnisse zeigten, dass eine chronische Belastung mit erhöhten Luftschadstoffkonzentrationen mit negativen Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten und dem Auftreten von Demenz einhergeht“, schrieben die Forschenden. „Studien belegten nachdrücklich die negativen Auswirkungen von Feinstaub und Stickstoffdioxid auf das Gehirn sowie die Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen im Alter.“

Luftverschmutzung, ein veränderbarer Risikofaktor

Speziell auf die Alzheimer-Demenz haben sich Forschende aus Spanien konzentriert. „Die zunehmende Zahl von Belegen dafür, dass Luftverschmutzung ein veränderbarer Risikofaktor für Alzheimer ist, unterstreicht die Bedeutung der Berücksichtigung von Umweltfaktoren bei der Ätiologie und dem Fortschreiten neurodegenerativer Erkrankungen angesichts der sich weltweit verschlechternden Luftqualität“, fassen die Forschenden zusammen. In ihrer Studie haben sie unter anderem die Zusammensetzung von Luftschadstoffen, darunter Feinstaub, Gase, organische Schadstoffe und Schwermetalle untersucht, aber auch die Mechanismen, wie Luftschadstoffe das Gehirn erreichen und dort ihre schädliche Wirkung entfalten. 

Ein Schwerpunkt lag auch auf der Untersuchung der molekularen Mechanismen bei oxidativem Stress, der Entzündung der Nervengewebe und der Verklumpung von Proteinen im Gehirn. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gelangen zu dem Schluss, dass Luftverschmutzung ein erhöhtes Risiko für Alzheimer und für kognitiven Abbau bedeutet. Sie schrieben: „Präklinische Studien, einschließlich In-vitro-Experimenten und Tiermodellen, liefern Beweise für die direkten Auswirkungen von Schadstoffen auf neuronale Zellen, Gliazellen und die Blut-Hirn-Schranke.“

Kurz- und langfristige Schadstoffbelastungen

Mit den Auswirkungen kurz- und langfristiger Schadstoffbelastungen befassten sich Forschende aus China. Ihre umfassende Auswertung von 42 Studien ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen langfristiger Feinstaubbelastung und einem erhöhten Risiko für die Alzheimer-Demenz und die Parkinson-Erkrankung. Eine kurzzeitige Feinstaubbelastung steht nur in Verbindung mit einem höheren Parkinsonrisiko – nicht mit der Alzheimer-Demenz.

Tipp für die Praxis: Da Luftverschmutzung als veränderbarer Risikofaktor gilt, sind präventive Maßnahmen zur Reduzierung der Luftverschmutzung und verhaltensbezogene Interventionen zur Verringerung der Schadstoffbelastung ratsam.

Hier geht’s zu den Studien:

Air Pollution and Incidence of Dementia: A Systematic Review and Meta-analysis

Air pollution: a latent key driving force of dementia 

From Inhalation to Neurodegeneration: Air Pollution as a Modifiable Risk Factor for Alzheimer’s Disease 

Ambient Air Pollution and Parkinson’s Disease and Alzheimer’s Disease: An Updated Meta-Analysis 

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