Umweltfaktoren spielen eine bedeutende Rolle bei Demenzerkrankungen. Forschende aus Kanada und den USA haben in einer aktuellen Übersichtsstudie neun Umweltfaktoren identifiziert, die das Risiko für Demenz, Alzheimer, vaskuläre Demenz und andere Demenzformen sowie leichte kognitive Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) erhöhen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) können Umweltrisikofaktoren als externe physikalische, chemische, biologische und arbeitsbedingte Faktoren definiert werden, die die Gesundheit eines Menschen beeinflussen. Viele dieser Umweltrisikofaktoren sind auf politische Maßnahmen, Gesetze und Vorschriften zurückzuführen, „was sie zu potenziellen Zielen für Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit macht“, schreiben Forschende aus Kanada und den USA. Autoabgase, Pestizide in der Agrarwirtschaft oder zum Beispiel auch Passivrauchen: Inwiefern Umweltbelastungen die geistige Gesundheit beeinflussen und das Demenzrisiko erhöhen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kanada und den USA in einer systematischen Übersichtsarbeit untersucht. Diese wurde im Januar 2025 veröffentlicht.

Forschende aus Kanada und den USA haben in einer aktuellen Übersichtsstudie neun Umweltfaktoren identifiziert, die das Risiko für Demenz, Alzheimer, vaskuläre Demenz und andere Demenzformen sowie leichte kognitive Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) erhöhen.
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Mehrere Übeltäter

Als wichtigste Risikofaktoren für alle Demenzformen gelten Luftschadstoffe, zu denen Feinstaub (Partikelgrößen PM2,5 und PM10), Stickstoffdioxide, Stickoxide und Kohlenmonoxid gehören. Zwar habe sich die Luftqualität in bestimmten Regionen der Welt in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Doch erhöhte Feinstaub-Emissionen stellen, so die Autoren, infolge der durch den Klimawandel verschärften Waldbrandaktivität eine zunehmende Bedrohung dar. 

Hinsichtlich der Kategorie Lärm und Arbeitsbedingungen sind es chronische Lärmbelastung sowie Schichtarbeit und Nachtschichten, die das Demenzrisiko erhöhen können. Auch extrem niederfrequente elektromagnetische Felder, wie sie etwa im Umfeld von Industrieanlagen vorhanden sind, wurden als Risikofaktor identifiziert. 

Begünstigung der Alzheimer-Demenz 

In der Studie haben die Forschenden auch hinsichtlich unterschiedlicher Demenzformen differenziert. So wurden Feinstaub, Schwefeldioxid, Pestizide und extrem niederfrequente Magnetfelder als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz identifiziert. Feinstaub sowie chronischer Lärm können hingegen die Entstehung einer vaskulären Demenz begünstigen. Wissenschaftliche Belege für die Verbindung zwischen Umweltrisikofaktoren und leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) fanden die Forschenden nicht.

“Grüne Umgebung” kann das Demenzrisiko senken

Als weitere potenzielle Einflüsse berichtete die Studie eine Wohnortnähe zu Hauptstraßen, ionisierende Strahlung, Aluminium, Lösungsmittel und Passivrauchen.

Doch auch eine positive Nachricht ist zu vermelden. Als Schutzfaktor erwiesen sich Grünflächen in Wohngebieten, eine „grüne Umgebung“ kann das Demenzrisiko reduzieren.

Die Studie bilanziert, dass strengere Richtlinien zur Einhaltung der Luftqualität das Demenzrisiko in der Bevölkerung „wahrscheinlich reduzieren“ würden. Ansatzpunkte für wirksame Maßnahmen für das öffentliche Gesundheitswesen sind demnach mehr Grünflächen in Wohngebieten sowie die Reduzierung chronischen Lärms.

Tipp für die Praxis: Auch wenn sich Umwelteinflüsse nicht immer direkt beeinflussen lassen, gibt es Möglichkeiten, das eigene Risiko positive zu beeinflussen. Nutzen Sie beispielsweise Grünflächen in der Nähe und verbringen Sie Zeit in der Natur. Achten Sie auf möglichst gesunde Arbeitsbedingungen und sorgen Sie für guten Ausgleich.

Hier geht’s zur Studie:

Environmental risk factors for all-cause dementia, Alzheimer’s disease dementia, vascular dementia, and mild cognitive impairment: An umbrella review and meta-analysis

Lesen Sie auch unseren Beitrag „Luftverschmutzung und Demenz“.

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