Lässt bei älteren Menschen das Gedächtnis nach, kann dies deren alltägliches Leben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Forschende aus China haben sich bezüglich dieser Problematik deshalb mit einer wichtigen Frage befasst: Inwiefern ist computergestütztes kognitives Training (CCT) wirksam bei älteren Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) und bei Menschen mit Demenz?
In einer Übersichtsarbeit haben die Forschenden den Nutzen der nicht-pharmakologischen Strategie zur Verbesserung der Gedächtnisleistung getrennt sowohl für Personen mit MCI als auch für Menschen mit Demenz untersucht. Die Studienteilnehmenden befanden sich hauptsächlich im Frühstadium von MCI oder Demenz.
Auch haben die Forschenden unterschieden, wie die Gedächtnistrainings durchgeführt wurden – ob sie unter der Aufsicht und Betreuung einer medizinisch ausgebildeten Fachperson stattfanden oder ob die Studienteilnehmenden zuhause und unbeaufsichtigt trainierten. Zum Einsatz kamen unterschiedliche Geräte, darunter vor allem Desktop-Computer, aber auch teilweise Tablets und Computer mit Virtual-Reality-Funktionen.
Nach der systematischen Auswertung von 35 neuesten Studien kamen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem klaren Ergebnis. „CCT ist eine praktikable nicht-pharmakologische Intervention für Menschen mit MCI zur Verbesserung der Gedächtnisleistung“, schreiben die Forschenden. In verschiedenen Gedächtnisbereichen zeigte betreutes CCT dabei eine höhere Wirksamkeit als unbeaufsichtigtes CCT. „Diese Unterschiede können darauf zurückgeführt werden, dass die persönliche Beaufsichtigung zu einer besseren Einhaltung des Trainings, weniger Ablenkungen und Sozialkontakten für die Teilnehmenden führt.“
„Computergestütztes kognitives Training verbessert nachweislich die Gedächtnisleistung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen.“
Florian Weidinger, digiDEM Bayern-Wissenschaftler
Wurden die Trainings beaufsichtigt, verbesserte sich bei Menschen mit MCI das verbale und das visuelle Gedächtnis (zum Beispiel sich an Wörter und Gesichter zu erinnern), aber auch das Arbeitsgedächtnis, wo Informationen kurzfristig gespeichert und verarbeitet werden. Anders fielen die Resultate für Menschen mit Demenz aus. Bei ihnen nützte unbeaufsichtigtes CCT zwar dem verbalen episodischen Gedächtnis, mit dem man sich etwa an persönlich erlebte Ereignisse erinnert, aber nicht dem visuellen und dem Arbeitsgedächtnis.
Die Studienteilnehmenden trainierten hauptsächlich ein bis zwei Stunden pro Woche, die Trainingsdauer variierte zwischen zwei Wochen und sechs Monaten. Bemerkenswert ist, dass die Abschlussquoten der Computertrainings zwischen 64,1 und 100 Prozent lagen.
Die Studienergebnisse unterstützen, so die Forschenden, das beaufsichtigte CCT als „bevorzugte Methode zur Durchführung des Trainings“, da sich die Gedächtnisleistung der Teilnehmenden um ein höheres Maß verbessert hat gegenüber der unbeaufsichtigten CCT. Diesem großen Vorteil steht allerdings ein ressourcenintensiver Einsatz von geschultem Personal gegenüber. „Daher ist unbeaufsichtigtes oder selbst durchgeführtes Training, das durch Computerisierung und Künstliche Intelligenz ermöglicht wird, eine attraktive Option für eine breitere Umsetzung, ohne so viele professionelle Ressourcen zu erfordern.“
Tipp für die Praxis:
Bei einer MCI-Erkrankung empfehlen wir die Teilnahme an computergestütztem kognitivem Training zur Verbesserung der Gedächtnisleistung. Wenn möglich, sollte das Training unter Beaufsichtigung und Betreuung eines Fachexperten durchgeführt werden.
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