Wie wirksam sind kognitive Trainings unter Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien bei Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder leichter Demenz? Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler aus Südkorea fanden in einer im Herbst 2022 veröffentlichten Übersichtsarbeit Überraschendes heraus. Sie empfehlen eine bestimmte Trainingsmethode, die das Fortschreiten einer Demenz verzögern kann.
Sprachgewandtheit, Wortflüssigkeit, Aufmerksamkeit oder Gedächtnisleistung – lassen diese Fähigkeiten nach, steigt die Belastung für den Betroffenen, die Familie und das Gesundheitssystem. Doch wer in einem frühen Stadium einer Demenz eingreift, kann ihr Fortschreiten verlangsamen. Dazu gehören klassischerweise unterschiedliche Behandlungsmethoden wie zum Beispiel Musik-, Aroma- und Lichttherapie und die Aufrechterhaltung kognitiver, körperlicher und sozialer Aktivitäten.
Positive Effekte
Nun haben zwei Forscher*innen aus Südkorea herausgefunden, dass der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in kognitiven Trainings bei Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen (MCI) oder leichter Demenz positive Effekte hat. Ob Internet, persönliche digitale Assistenten, Apps, Mobiltelefone oder interaktive Videospiele: IKT-gestützte kognitive Maßnahmen für ältere Erwachsene mit MCI oder leichter Demenz verbessern die kognitiven Funktionen. Dazu gehören die semantischen Wortflüssigkeit, die Aufmerksamkeit und die Gedächtnisleistung.
Die Wissenschaftler*innen untersuchten nicht nur die kognitiven Funktionen, sondern auch psychosoziale Faktoren wie zum Beispiel, Lebensqualität, Aktivitäten des täglichen Lebens und Depressionen. Die Studie ergab, dass kognitives Training mit IKT Depressionen abmilderte. „Wenn sich also die kognitive Funktion durch kognitives Training mit IKT verbessert, werden Depressionen reduziert“, schreiben die beiden Wissenschaftler*innen.
„Optimale Methode“
Auch verbesserte sich die Lebensqualität älterer Menschen, sofern sie IKT-gestützt trainierten. Erforderlich sei hierbei eine körperliche, emotionale und kognitive Betreuung. Besonders erfolgreich sind die Übungen dann, wenn sie länger als 30 Minuten pro Sitzung dauern, über einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen laufen und mehre Komponenten umfassen. Diese Kombination aus Zeitintervall, Dauer und Maßnahmenbündel halten die Forscher*innen für eine „optimale Methode“. IKT-gestütztes kognitives Training, das speziell auf die Bedürfnisse von älteren Erwachsenen zugeschnitten ist, könnte laut den Ergebnissen sogar wirksamer sein als das traditionelle kognitive Training.
„Die Anwendung von IKT-gestütztem kognitivem Training bei in der häuslichen Umgebung lebenden älteren Erwachsenen mit MCI oder leichter Demenz sollte ausgeweitet werden, und das Pflegepersonal sollte eine zentrale Rolle bei der Vermittlung zwischen diesen älteren Erwachsenen spielen.“
Vereinfachung durch technologischen Fortschritt
In der Übersichtsarbeit wurden 44 Studien analysiert, 20 stammen aus Europa. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmenden betrug mindestens 60 Jahre, die Patienten mit MCI oder leichter Demenz lebten jeweils in der häuslichen Umgebung. „Mit dem technologischen Fortschritt ist die Nutzung der IKT für ältere Erwachsene mit MCI oder leichter Demenz allmählich einfacher und interessanter geworden“, fassen die Autor*innen zusammen.
Tipp für die Praxis: Nutzen Sie wissenschaftlich evaluierte, digitale kognitive Trainingsangebote. Besonders wirksam sind diese, wenn sie mindestens 30 Minuten pro Sitzung dauern und regelmäßig angewendet werden.
Hier geht’s zur Studie: Effectiveness of online-based cognitive intervention in community-dwelling older adults with cognitive dysfunction: A systematic review and meta-analysis