Mit den Jahren kommt es bei Seniorinnen und Senioren häufig zu Einschränkungen beim Gehen. Diese Einschränkungen können auf Erkrankungen hinweisen, die zunächst nicht mit Gangstörungen in Verbindung gebracht werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Frankreich und Kanada haben nun bestätigt, dass die Gangleistung „wertvolle Einblicke“ in die kognitiven Funktionen älterer Menschen liefern und zur Erkennung kognitiver Beeinträchtigungen beitragen kann. 

Das Ziel der Untersuchung war es, genau jene Merkmale des Ganges zu bestimmen, bei der sich mit der höchsten Genauigkeit Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen identifizieren lassen. 

Die Forschenden gelangten zu einem bedeutsamen Ergebnis: „Die Gangleistung verschlechterte sich mit fortschreitender kognitiver Beeinträchtigung.“ Im Rahmen der Ganganalysen untersuchten die Forschenden typische Merkmale der Ganganalyse, unter anderem die Ganggeschwindigkeit und die Variabilität der Schrittlänge. So absolvierten die 711 Teilnehmenden verschiedene Ganganalysen, bei denen die Teilnehmenden gleichzeitig unterschiedliche kognitive Aufgaben lösen mussten, zum Beispiel das Rückwärtszählen von 50 an oder das Benennen von Tieren während des Gehens. 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Frankreich und Kanada haben nun bestätigt, dass die Gangleistung „wertvolle Einblicke“ in die kognitiven Funktionen älterer Menschen liefern und zur Erkennung kognitiver Beeinträchtigungen beitragen kann.
Foto: Shutterstock

Gehen unter kognitivem Stress

Die Analysen deckten latente Gangbeeinträchtigungen auf, die nur unter kognitivem Stress sichtbar werden, wie dies bei Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) der Fall ist. So zeigten Teilnehmende mit kognitiven Beeinträchtigungen in der MCI- und Demenzgruppe eine langsamere Ganggeschwindigkeit sowie unterschiedliche Schrittlängen, wenn sie einer ausreichenden kognitiven Belastung ausgesetzt waren. 

In der Studie weisen die Forschenden jedoch darauf hin, dass nicht alle Gangbewertungen gleichermaßen geeignet sind, um kognitiven Abbau und Demenz zu identifizieren. Es sei wichtig, die effizientesten Bewertungen hervorzuheben, damit Kliniker und Forscher die identifizierten Personen weiter untersuchen können.

Schnelles und kostengünstiges Untersuchungsinstrument

Als besonders präzise erwies sich die Ganganalyse, bei der die Studienteilnehmenden während des Gehens Tiere benennen mussten. Speziell bei dieser Ganganalyse gingen die Teilnehmenden mit kognitiven Beeinträchtigungen langsamer als die gesunden Studienteilnehmenden in der Kontrollgruppe. Die sogenannte Dual-Task-Ganganalyse, sei ein „schnelles und kostengünstiges Instrument zur Untersuchung von kognitivem Abbau und Demenz“. Forschende und Kliniker könnten diese Methode leicht in standardisierte Routineuntersuchungen zur Früherkennung kognitiver Beeinträchtigungen bei älteren Menschen integrieren und damit die Sensibilität für Sturzrisiken erhöhen.

Tipp für die Praxis: Sollten Sie oder Ihre An- und Zugehörigen bei sich Gangstörungen bemerkt haben, kann es eine Überlegung wert sein, ihre kognitiven Fähigkeiten zum Beispiel durch Ihren Hausarzt überprüfen zu lassen.

Hier geht’s zur Studie:

Gait performance in older adults across the cognitive spectrum: Results from the GAIT cohort

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