Ärztinnen und Ärzte sollten die kognitiven Fähigkeiten von Typ-2-Diabetes-Patient*innen auch in den Jahren nach der ersten Diagnosestellung gut beobachten. Der Grund ist ein späterer Anstieg von Demenzerkrankungen. Dies stellt eine neue wissenschaftliche Studie aus Deutschland vor.
Wissenschaftler*innen aus Deutschland haben jetzt nachgewiesen, was bislang kaum erforscht war. Sie untersuchten, zu welchem Zeitpunkt nach einer Typ-2-Diabetes-Diagnose das Demenzrisiko am größten ist. Untersucht haben die Forscher*innen den Einfluss der Dauer des Typ-2-Diabetes (T2D) auf das Demenzrisiko. Der Studie liegen Daten von 13.761 AOK-Versicherten zugrunde.
Das Risiko, Jahre nach der ersten Diagnosestellung von T2D an Demenz zu erkranken, lässt sich, bezogen auf Menschen ab 64 Jahren, in einem U-förmigen Zeitverlauf beschreiben. Demnach nimmt das Demenzrisiko zunächst ab. Der Rückgang beläuft sich nach einem Jahr auf 26 Prozent. Nach knapp fünf Jahren ist ein Minimum erreicht, das drei Jahre lang konstant bleibt. Bis zum Ende der wissenschaftlichen Nachbeobachtung folgt dann wieder ein Anstieg. Dieser Verlauf ist sowohl von der Schwere der Diabeteserkrankung als auch dem Voranschreiten der Diabeteserkrankung unabhängig.
Besseres Screening
Für das zunächst sinkende Demenzrisiko haben die Forschenden mehrere Erklärungen: „ein besseres Screening bei T2D-Patienten, eine Folge einer verschlechterten Stoffwechselsituation schon vor der T2D-Diagnose und eine höhere Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in dieser Bevölkerungsgruppe.“ Zudem empfiehlt die Deutsche Diabetes-Gesellschaft engmaschige Tests auf Demenz bei T2D-Patient*innen – was zu einem Anstieg an Demenzdiagnosen führen könnte.
Rückgang nach zwei bis fünf Jahren
Dass das Demenzrisiko zwei bis fünf Jahre nach der Erstdiagnose von Diabetes jedoch zurückgeht, führen die Wissenschaftler*innen auf einen veränderten Lebensstil und eine medizinische Behandlung zurück, die auf einen neu diagnostizierten Diabetes meist folgt.
Was den späteren Anstieg des Demenzrisikos betrifft, meinen die Autor*innen: Es könne sein, dass die Demenzdiagnose 5 bis 8 Jahre nach der Diabetes-Erstdiagnose einen Ausdruck der langfristigen Folgen von T2D auf die Kognition darstellen.
Die Studie will aufgrund der Ergebnisse Ärzt*innen ermutigen, die kognitiven Fähigkeiten von Diabetiker*innen auch dann im Blick zu behalten, wenn die Erstdiagnose älter als zwei Jahre ist. Dabei sollten auch die Behandlungsergebnisse und die Therapietreue der Patient*innen berücksichtigt werden.
Hier geht’s zur Studie:
Diabetes duration and the risk of dementia: a cohort study based on German health claims data