Zu viel Zucker oder Salz, zu wenig Gemüse und Obst – es gibt bereits eine Reihe von Erkenntnissen darüber, welche Nahrungsmittel das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen beeinflussen können. Doch welche Rolle spielen eigentlich die Ernährungsgewohnheiten, zum Beispiel die Häufigkeit und der Zeitpunkt von Mahlzeiten?
Das haben chinesische Forscher*innen untersucht und ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift Current Alzheimer Research veröffentlicht. Huilian Duan von der Universität Tianjin und ihre Kolleg*innen widmeten sich dem Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten und leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) bei älteren Chines*innen.
Um die Relevanz des Themas zu verdeutlichen, stellen die Wissenschaftler*innen den aktuellen Forschungsstand zum Übergang zwischen MCI und einer Demenz dar: Danach entwickelten pro Jahr im Durchschnitt rund 10-15 Prozent der Patient*innen mit MCI eine Alzheimer-Erkrankung. Daher könne das Wissen um Risikofaktoren für MCI auch für die Vorbeugung von Alzheimer entscheidend sein.
Ernährung als veränderbarer Risikofaktor
Neben Faktoren wie körperlicher Bewegung und geistiger Aktivität ist gerade auch die Ernährung ein veränderbarer und dadurch leicht zu kontrollierender Faktor. Den Autor*innen zufolge hat sich der Fokus der Forschung in den letzten Jahren von Nährstoffen auf Ernährungsmuster verlagert. So sei beispielsweise festgestellt worden, dass die mediterrane Ernährung vor kognitivem Verfall schütze. Menschen, die mindestens einmal pro Woche Fisch oder Meeresfrüchte essen, haben danach ein deutlich geringeres Risiko eine Demenz zu entwickeln. Allerdings gibt es den Autor*innen zufolge bislang keine Studie, die speziell den Einfluss von Ernährungsgewohnheiten, das heißt der Häufigkeit und des Zeitpunkts von Mahlzeiten, auf MCI untersucht.
Für ihre Studie werteten sie Daten von 3.111 älteren Personen aus einem ländlichen Gebiet in China aus. 326 von ihnen waren zum Studienbeginn von leichten kognitiven Beeinträchtigungen betroffen. Von März 2018 bis Juni 2019 unterzogen sich alle Teilnehmenden einer neuropsychologischen Untersuchung, die eine MCI-Einstufung ermöglichte. Informationen zum selbstberichteten Ernährungsverhalten wurden in persönlichen Interviews erhoben.
Zu viel Speiseöl kann MCI-Risiko steigern
Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass folgende Ernährungsgewohnheiten mit einem geringeren MCI-Risiko verbunden waren:
- regelmäßiges Frühstücken (verglichen wurden 4-6 mal pro Woche und 3 mal pro Woche oder seltener)
- Wasser vor dem Frühstück trinken
- mehr Wasser pro Tag trinken (verglichen wurden 1,5 Liter oder mehr und weniger als 1.5 Liter)
- Mittagessen nach 12 Uhr (verglichen mit einem Mittagessen vor 12 Uhr)
Eine Ernährungsgewohnheit hingegen steigerte das Risiko für MCI: der Verzehr von größeren Mengen an Speiseöl.
Diese Ergebnisse deuten den Autor*innen zufolge darauf hin, dass Ernährungsgewohnheiten im Hinblick auf das MCI-Risiko eine Rolle spielen. Sollten sich diese Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen, würden sie neue Möglichkeiten für ernährungsbezogene Maßnahmen bei MCI eröffnen.
Hier finden Sie die Studie:
Association of Dietary Habits with Mild Cognitive Impairment among Elderly in Rural Area of North China (2021)