Nicht nur das Demenzrisiko betrachten, sondern auch Schutzfaktoren analysieren, die das Risiko einer Alzheimer-Demenz reduzieren: Forscherinnen aus Kanada und Schweden haben untersucht, ob es hinsichtlich der sogenannten Kognitiven Reserve geschlechterspezifische Unterschiede gibt.

Häufig ist die Rede von Risikofaktoren, die die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz (AD) begünstigen können. „Faktoren, die das AD-Risiko senken, wie die Kognitive Reserve, sind jedoch weniger gut erforscht“, schreiben Forscherinnen aus Kanada und Schweden. Grund genug für die Autorengruppe, sich näher mit den Geschlechterunterschieden hinsichtlich der Kognitiven Reserve zu befassen. Zur Kognitiven Reserve zählen zum Beispiel Bildung, Intelligenzquotient (IQ), die Komplexität der Berufstätigkeit und Zweisprachigkeit – dies sind die Faktoren, die die Wissenschaftlerinnen in ihrer Studie berücksichtigt haben. Wie geschlechtsspezifisch ist die Kognitive Reserve? Trägt eine geringere Kognitive Reserve zu höheren AD-Raten bei Frauen bei?

Forscherinnen aus Kanada und Schweden haben untersucht, ob es hinsichtlich der sogenannten Kognitiven Reserve geschlechterspezifische Unterschiede gibt.
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Speziell für Frauen ist dies ein interessanter Ansatz. Denn ihr Anteil an allen Menschen mit Alzheimer-Demenz beträgt zwei Drittel. Ist die Diagnose AD gestellt, weisen Frauen einen schnelleren kognitiven Abbau auf. Das wesentliche Ergebnis, das die Forscherinnen erzielten, macht Hoffnung: „Eine größere Kognitive Reserve kann vor dem Risiko schützen, an Alzheimer oder einer anderen Krankheit zu erkranken.“ Zudem senke eine größere Kognitive Reserve bei Frauen das Alzheimer-Risiko stärker als bei Männern.

Was für Frauen gilt, muss nicht auch bei Männern zutreffen

Die Untersuchungen deuten außerdem darauf hin, dass die Faktoren, die zur Kognitiven Reserve beitragen, bei Frauen und Männern nicht gleichermaßen gelten. Denn historisch betrachtet haben Frauen weniger Zugang zu Kognitiver Reserve wie zum Beispiel Schulbildung und beruflich anspruchsvolle Aufgaben.

Am Beispiel der lebenslangen Zweisprachigkeit zeige sich: Menschen, die von Kindesbeinen an zwei Sprachen sprechen, zeigten „einen späteren Ausbruch der AD-Symptome als Einsprachige“, was darauf hindeutet, dass dieser Faktor unabhängig vom Geschlecht vor der Entwicklung von AD schützt.

Für die im Jahr 2021 veröffentlichte Studie haben die Autorinnen insgesamt 16 Studien gesichtet und ausgewertet.

Tipp für die Praxis: Eine größere Kognitive Reserve kann vor der Entwicklung einer Alzheimer-Demenzerkrankung schützten, von der Kognitiven Reserve profitieren Frauen stärker als Männer. Daher sollten speziell Frauen zum Beispiel Bildungskurse und kognitiv anregende Aktivitäten in Anspruch nehmen.

Hier geht’s zur Studie:

Sex and gender differences in cognitive and brain reserve: Implications for Alzheimer’s disease in women

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„Kognitive Reserve“ reduziert Demenzrisiko

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