Der Katarakt (Grauer Star) ist eine der häufigsten Augenerkrankungen im fortgeschrittenen Alter. Die einzige Möglichkeit, den Katarakt erfolgreich zu behandeln, ist eine Operation. Sie steigert nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern hat einen weiteren positiven Effekt: Forschende aus Taiwan haben herausgefunden, dass eine Operation des Grauen Stars ebenso das Risiko, später an Demenz zu erkranken, verringern kann. Ob dieser Schutz auch für verschiedene Demenzformen wie zum Beispiel Alzheimer-Demenz gilt oder auch bei Menschen mit psychischen Vorerkrankungen wie Depressionen oder Ängsten wirksam ist, wurde ebenfalls untersucht.
An der Studie, die im April 2025 veröffentlicht wurde, haben insgesamt mehr als 150.000 Menschen ab 65 Jahren teilgenommen, bei denen zwischen 2012 und 2021 ein Grauer Star diagnostiziert wurde. Die Hälfte wurde innerhalb eines Jahres operiert, die andere nicht. Die Forschenden haben sichergestellt, dass sich beide Gruppen hinsichtlich der Altersstruktur, der Geschlechterverteilung und des allgemeinen Gesundheitszustandes nicht erheblich voneinander unterscheiden. Über einen Zeitraum von fünf Jahren haben die Forschenden aus Taiwan beobachtet, wie viele der Teilnehmenden später an Demenz erkrankten.

32 Prozent geringeres Risiko
Das Ergebnis: Die Operation eines Grauen Stars kann das Risiko, später an Demenz zu erkranken, um 32 Prozent verringern. Ebenso war bisher unklar, ob dieser Schutz auch für verschiedene Demenzformen wie zum Beispiel die Alzheimer-Demenz oder die vaskuläre Demenz, die durch Durchblutungsstörungen verursacht wird, gilt. Auch diese Frage konnten die Forschenden beantworten. Demnach reduzierte eine Kataraktoperation das Risiko, eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln, sogar um 36 Prozent. Bei vaskulärer Demenz ließ sich eine Schutzfunktion jedoch nicht sicher nachweisen.
Kein Schutzeffekt bei psychischen Erkrankungen
Ebenfalls war bislang nicht erforscht, ob eine Kataraktoperation bei Menschen mit psychischen Vorerkrankungen wie Depressionen oder Ängsten genauso wirkt wie bei Menschen ohne diese Vorerkrankungen. Hatten Menschen keine psychischen Vorerkrankungen, reduzierte die OP das Demenzrisiko mit 34 Prozent deutlich. Lagen hingegen zum Beispiel Depressionen vor, wirkte sich eine Kataraktoperation nicht positiv aus – unabhängig davon, ob die psychischen Erkrankungen vor oder nach der OP behandelt wurden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Operation eines Grauen Stars kann vor allem vor Alzheimer-Demenz schützen, aber nicht vor vaskulärer Demenz. Bei Menschen mit psychischen Vorerkrankungen scheint dieser Schutzmechanismus jedoch nicht vorhanden zu sein.
Tipp für die Praxis: Regelmäßige Augenchecks bei Menschen ab 65 Jahren und die Behandlung des Grauen Stars können nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern möglicherweise auch langfristig das Gehirn schützen.
Hier geht’s zur Zusammenfassung Studie: