Bis zu 40 Prozent der Demenzerkrankungen hängen mit Risikofaktoren zusammen, die sich verändern lassen können. Dazu gehören zum Beispiel der Lebensstil, Stress, die Ernährung und Gefäßerkrankungen. Das Präventionspotential ist also groß. Vorbeugend wirkt aber auch, vorhandene Wissenslücken zu Risikofaktoren zu schließen..

Eine finnische Langzeitstudie hat dabei eine ganze Reihe positiver Ergebnisse zu Tage gefördert. Demnach ist es möglich, den kognitiven und funktionellen Abbau bei Menschen im späteren Lebensalter mit Demenzrisiko durch multimodale lebensstilbasierte Maßnahmen zu verhindern. So schmilzt das Risiko für funktionelle Beeinträchtigungen um 30 Prozent; das Risiko, an mehreren Erkrankungen zu leiden (Multimorbidität) reduziert sich um 60 Prozent.

Bis zu 40 Prozent der Demenzerkrankungen hängen mit Risikofaktoren zusammen, die sich verändern lassen können.

In der sogenannten FINGER-Studie (Finnish Geriatric Intervention Trial to Prevent Cognitive Impairment and Disability) haben die Forschenden gezeigt, wie wichtig ein mehrdimensionaler Ansatz ist. 2017 wurde dabei das globale Netzwerk World-Wide FINGERS (WW-FINGERS) ins Leben gerufen, das mittlerweile aus Forschungsteams aus über 45 Ländern und 6 Kontinenten besteht. Ziel ist es, nicht nur mehrdimensionale Studien zur Risikominderung und Demenzprävention durchzuführen, sondern auch in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen das Wissen um das Präventionspotential zu erweitern.

Aus der Not eine Tugend machen

In den Hochzeiten der COVID-19-Pandemie konnten präventive Maßnahmen nicht im benötigten Umfang durchgeführt werden, Forschende mussten Zeitverluste in Kauf nehmen, da ihre geplanten Studien auf persönliche Interaktion mit den Studienteilnehmenden ausgerichtet waren. Wie auch bei digiDEM Bayern haben Wissenschaftler*innen aus der Not eine Tugend gemacht und erfolgreich auf Digitalisierung gesetzt. Sowohl vorbeugende Maßnahmen als auch die Überwachung der Therapie fanden virtuell statt.

Weil sich die Corona-Pandemie negativ auf Risikofaktoren wie etwa verringerte körperliche Aktivität, vermehrte Schlafstörungen, Einsamkeitsgefühle, Ängste, Depressionen und subjektive Gedächtnisprobleme ausgewirkt hat, ist Demenzprävention nun um so wichtiger.

Mehr Resilienz, weniger Stress

Die Lösung könne, so schreiben es die drei Autorinnen im Welt Alzheimer Report 2022, in innovativen Ansätzen liegen, die ein Training von Fähigkeiten zur Bewältigung und Resilienz sowie eine Stressreduzierung beinhalten könnten. Inzwischen wurde das FINGER-Modell erweitert, um noch individuellere und optimiertere Lebensstilinterventionen zu entwickeln und diese mit pharmakologischen und ernährungsbasierten Maßnahmen zu kombinieren. „Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines präzisen Präventionsansatzes, bei dem die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit an die richtigen Personen gerichtet werden.“

Während Forschende die wissenschaftlichen zur Risikominderung und Prävention von Alzheimer und Demenz im späteren Lebensalter verfeinern, ist es gleichzeitig wichtig, „die rasche Umsetzung der Ergebnisse in die klinische Praxis und Anwendung zu unterstützen.“ Darauf konzentrieren sich Initiativen wie EURO-FINGERS. Ihr Ziel ist es derzeit zu ermitteln, wie man am besten die Verringerung des Demenzrisikos kommuniziert und wie man Menschen besser motivieren kann, ihren Lebensstil zu ändern.

Den Originalbeitrag finden Sie im Welt Alzheimer Report 2022 auf den Seiten 387 bis 390.

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