Inwiefern sind mobile Gesundheitsmaßnahmen (mHealth) auf dem Smartphone mit Unterstützung durch einen Trainer dazu geeignet, das Demenzrisiko zu senken?
Dies untersuchten Forschende mit Fokus auf Menschen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren, die ein hohes Demenzrisiko hatten. Dabei wurden einerseits Bevölkerungsgruppen mit niedrigem sozioökonomischem Status aus Großbritannien und andererseits die Gesamtbevölkerung im Großraum Peking (China) an der Studie beteiligt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der internationalen PRODEMOS-Studiengruppe gingen von der Prognose aus, dass der deutliche Anstieg an Demenzerkrankungen bis zum Jahr 2050 vor allem durch Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen sowie Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status in Ländern mit hohen Einkommen hervorgerufen werde. Des Weiteren könnten mobile Gesundheitsinterventionen mithilfe von Smartphone-Anwendungen eine große Reichweite bei geringen Kosten ermöglichen – auch bei Bevölkerungsgruppen, die in der Demenzpräventionsforschung „normalerweise nicht gut vertreten sind“.
Im Rahmen der Studie entwickelten die Forschenden eine benutzerfreundliche Gesundheits-App. Mit der Anwendung sollten die Nutzenden darin unterstützt werden, die Demenzrisikofaktoren selbst managen zu können und auf diese Weise das eigene Demenzrisiko zu senken. „Diese Intervention basierte auf einer eHealth-Anwendung, die in einer großen europäischen randomisiert kontrollierten Studie eine leichte Verbesserung der Herz-Kreislauf- und Demenz-Risikofaktoren durch Änderungen des Lebensstils zeigte.“
„Demenzprävention muss auch und gerade diejenigen Menschen mit erhöhtem Demenzrisiko erreichen, die kaum Zugang zu präventiven Maßnahmen haben.“
Dr. Nikolas Dietzel, digiDEM Bayern-Wissenschaftler
Für die Zwei-Länder-Studie wurden zwischen Januar 2021 und dem April 2023 insgesamt 1488 Person, davon 887 Frauen rekrutiert. Die Nachbeobachtungszeit betrug durchschnittlich 16 Monate. Trotz „schwerwiegender Herausforderungen“ aufgrund der COVID-19-Pandemie haben die Forschenden die Motivation vieler der Teilnehmenden, die oft als schwer erreichbar gelten, während der gesamten Intervention aufrechterhalten können.
Zwar waren die „Rücklaufquoten in Großbritannien niedrig und in China mittelmäßig“. Doch für diese Teilnehmenden waren die „wahrgenommene Angemessenheit, Akzeptanz und Durchführbarkeit gut, und das allgemeine Engagement der Teilnehmenden und die Treue der Coaches schienen zufriedenstellend“, heißt es in der Studie.
Als Hauptergebnis der Untersuchung sprachen die Forschenden von einer „moderaten Wirksamkeit“ der mHealth-App. „Ob dies zur Prävention von Demenz führen wird, ist unbekannt und erfordert eine große und lange Studie.“
Da die Studie in zwei Ländern durchgeführt wurde, die sich durch „erhebliche Unterschiede in kulturellen Normen und Praktiken sowie in der Bereitstellung präventiver Gesundheitsfürsorge auszeichnen“, verbessere dies jedoch allgemeine Generalisierbarkeit der Ergebnisse.
Tipp für die Praxis:
45 Prozent der Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung sind veränderbar. Durch eine Anpassung des Lebensstils kann somit ein wichtiger Beitrag geleistet werden, einer Demenzerkrankung vorzubeugen.
digiDEM Bayern entwickelt digitale Angebote für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz sowie für pflegende An- und Zugehörige und ehrenamtliche Helfende und stellt die Angebote auf digiDEM-Bayern.de zur Verfügung.
Unser Tipp: Wer seine Gesundheitskompetenz stärkt, profitiert in vielfacher Hinsicht. Sich über Gesundheitsthemen kundig zu machen, zuverlässige Informationen bewerten und im täglichen Leben anwenden, bedeutet einen entscheidenden Schritt zu unternehmen, besser auf die eigene Gesundheit zu achten. Außerdem können sich mit dem erworbenen Wissen Gesundheits- und Krankheitsprobleme erfolgreicher bewältigen lassen. Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihr Wissen rund um das Thema Alzheimer-Demenz zu erweitern. Hier geht’s zu unserem Online-Angebot „Wissenstest Alzheimer-Demenz“.
Nutzen Sie auch unseren digitalen Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“ und empfehlen Sie ihn weiter. Er hilft pflegenden An- und Zugehörigen, die eigenen Versorgungsbedarfe zu erkennen, wenn der Pflegebedarf von Menschen mit Demenz steigt. Hier gelangen Sie zum Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“.
Hier geht’s zu den bisherigen Ausgaben unseres Newsletters digiDEM Bayern DIGITAL UPDATE.