Von neurodegenerativen Erkrankungen, wie zum Beispiel der Alzheimer-Demenz, sind derzeit weltweit mehr 60 Millionen Menschen betroffen. Nun haben Forschende von der Sichuan University in China und vom Karolinska Institutet in Schweden den Zusammenhang zwischen der Körperzusammensetzung (u.a. Körperfett) und dem Risiko neurodegenerativer Erkrankungen untersucht. Im Mittelpunkt standen dabei nicht nur Maße wie das Körpergewicht, sondern beispielsweise auch wie und wo Fett im Körper verteilt ist, etwa an den Armen und am Bauch. Zudem wurde untersucht, welche Rolle Herz-Kreislauf-Erkrankungen in diesem Zusammenhang spielen.

Bereits in früheren Studien fanden Forschende heraus, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Risikofaktoren für neurodegenerativen Erkrankungen gelten. Allerdings war Fettleibigkeit (Adipositas), ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen, in einigen Studien mit einem geringeren Demenz- und Parkinsonrisiko verbunden. Da in diesen Studien häufig nur der Body Mass Index (BMI) verwendet wurde, könnte die Betrachtung der Verteilung des Körperfetts und der Muskelmasse eine Erklärung liefern. Diese werden beim BMI nämlich nicht unterschieden. Deshalb konzentrierten sich die Wissenschaftler darauf, Muster der Fett- und Muskelzusammensetzung zu identifizieren und deren Einfluss auf die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen zu erforschen.

Mehr als 412.000 Studienteilnehmende

An der Studie nahmen insgesamt mehr als 412.000 Menschen teil, deren Daten aus der sogenannten UK Biobank, einer britischen medizinischen Datenbank, stammten. Das Durchschnittsalter betrug 56 Jahre, mehr als 55 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug rund 9 Jahre. Erfasst wurden unter anderem Daten über die Fett- und Muskelmasse im Körper sowie der Anteil an Arm- und Bauchfett.

Chinesische Forschende haben den Zusammenhang zwischen dem Körperfett und dem Risiko neurodegenerativer Erkrankungen untersucht.
Foto: Shutterstock

Denkwürdige Forschungsergebnisse

Das Ergebnis gibt zu denken. Denn die Körperzusammensetzung hat bei Menschen mittleren Alters Einfluss auf das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen. Die Forschenden beobachteten, dass Stammfettsucht (die Fetteinlagerung am Bauch) sowie Fett an den Armen mit einem höheren Risiko zur Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen verbunden waren. Teilnehmende mit viel Bauchfett hatten ein um rund 13 Prozent höheres Risiko, an Alzheimer-Demenz oder Parkinson zu erkranken. Bei Menschen mit mehr Armfett lag das erhöhte Risiko sogar bei 18 Prozent.

Doch es gibt auch eine positive Nachricht: Ein höherer Anteil an Muskelkraft scheint sich positiv auszuwirken, indem er das Risiko einer neurodegenerativen Erkrankung reduziere.

Auf die Fett- und Muskelverteilung achten

Die Studie liefere, so die Forschenden, neue Erkenntnisse, indem sie bedeutsame Zusammenhänge zwischen der Fettverteilung auf Armen und Beinen und dem Neurodegenerationsrisiko identifiziert. Dies bedeutet, dass bei einer Prävention neurodegenerativer Erkrankungen die zentrale Rolle der Fett- und Muskelverteilung zu berücksichtigen ist. Als Schutz vor Demenz und Parkinson empfehlen die Forschenden, Bauch- und Armfett zu reduzieren und gleichzeitig etwa mittels Krafttraining eine gesunde Muskelentwicklung zu fördern. Dies könne wirksamer sein als eine allgemeine Gewichtskontrolle, schreiben die Wissenschaftler.

Tipp für die Praxis: Eine Änderung des Lebensstils kann der Entwicklung einer Alzheimer-Demenz vorbeugen. Fett an Bauch und Armen kann sich durch Krafttraining reduzieren lassen, aber auch durch weniger sitzende Tätigkeiten sowie eine ausgewogene Ernährung.

Hier geht’s zur Studie:

Association Between Body Composition Patterns, Cardiovascular Disease, and Risk of Neurodegenerative Disease in the UK Biobank

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