Neue Technologien und E-Health-Maßnahmen – das war einer der Schwerpunkte der diesjährigen Alzheimer Europe-Konferenz vom 23.-25. Oktober in Den Haag. Dabei ging es um das Potenzial von E-Health-Angeboten und von sogenannten „wearables“.
So betonte Marjolein de Vugt, Professorin für Psychosoziale Innovationen in der Demenz am Universitätsklinikum Maastricht, in ihrem Vortrag „E-Health als wirksame Unterstützung für pflegende Angehörige“ die Notwendigkeit einer ausgewogeneren Sichtweise auf Demenz und ihre Auswirkungen. Oftmals sei diese zu stark auf Leid und Verlust ausgerichtet. „Es kann durchaus Raum für positive Erfahrungen und ein sinnvolles Leben trotz der Krankheit geben“, sagte sie, und E-Health könne dazu beitragen. Sie ermögliche eine erschwinglichere und personalisiertere Versorgung durch mehr sozioökonomische Integration, Patientenbefähigung und Zugang zu Dienstleistungen und Informationen im täglichen Leben.
Drei Elemente seien wichtig, um das Potenzial von E-Health-Maßnahmen zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen zu steigern: Sie müssten zum optimalen Zeitpunkt bereitgestellt werden, sie sollten den Bedürfnissen potenzieller Nutzer entsprechen und offen zugänglich sein.
digiDEM Bayern-Angebote: offen zugänglich und bedarfsgerecht
digiDEM Bayern, das ebenfalls im Rahmen der Alzheimer Europe-Konferenz vorgestellt wurde, setzt genau an diesen Punkten an: Im Rahmen eines Registers werden Langzeitdaten erhoben, die Aufschluss über den Krankheitsverlauf sowie über die Angebotsnutzung und die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in Bayern geben sollen. Zudem wird digiDEM Bayern personalisierte Informations- und Unterstützungsangebote sowie digitale Therapieformen entwickeln. Sie werden offen zugänglich und auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sein, die im Vorfeld abgefragt werden.
Was können „wearables“ im Demenz-Bereich leisten?
Ein weiterer Vortrag im Bereich E-Health befasste sich mit sogenannten „wearables“: kleinen, vernetzten Computern, die am Körper getragen werden. Welche Rolle spielen „wearables“ bei der Erkennung von Menschen mit Demenz-Risiko und bei der Beobachtung des Krankheitsverlaufs? Das erläuterte Dag Aarsland, Leiter der Abteilung für Alterspsychiatrie am Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaft am King’s College London. Aarsland stellte zunächst fest, dass Messungen der Funktionsbeeinträchtigung bei der Alzheimer-Krankheit häufig schwierig seien, weil sie auf direkte klinische Beobachtung oder auf die Erinnerung der Pflegenden angewiesen seien.
Dies sei besonders relevant, da für eine Alzheimer-Diagnose das Vorhandensein einer Funktionsbeeinträchtigung erforderlich sei, während Studien über Aktivitäten des täglichen Lebens ergeben hätten, dass eine Funktionsbeeinträchtigung während der präklinischen Phase der Alzheimer-Krankheit auftritt.
Detaillierte Daten über lange Zeitverläufe hinweg
Die Messung von Kognition, Verhalten und anderen klinisch relevanten Bereichen bei Menschen, bei denen die Alzheimer-Krankheit in ihrer täglichen Umgebung durch den Einsatz von Fernmess-Technologien diagnostiziert würde, böte die Möglichkeit, detaillierte Daten über zahlreiche Zeitpunkte hinweg zu erfassen. Dies stelle eine deutliche Verbesserung gegenüber den derzeitigen Bewertungsmethoden dar, sagte Aarsland. Anschließend stellte er das Projekt RADAR-AD (Remote Assessment of Disease And Relapse – Alzheimer’s Disease) vor. „Die maßgeschneiderte Kombination von Geräten und Smartphone-Anwendungen von RADAR-AD wird als leistungsstarkes neues Instrument in der personalisierten Medizin fungieren, indem sie den richtigen Patienten die richtigen Behandlungen für maximale Effektivität und minimale Verschwendung bietet“, schloss er. https://www.radar-ad.org/
Die 29. Alzheimer Europe-Konferenz fand vom 23.-25. Oktober 2019 in Den Haag statt. 954 Gäste aus 46 Ländern nahmen an dem Kongress mit dem Titel „Wertvolle Verbindungen herstellen“ teil. Im Mittelpunkt stand der Austausch von Forschung, Projekten und Erfahrungen. https://www.alzheimer-europe.org/