Forschende aus den USA und Frankreich zeigen in zwei Studien, in welche Richtung das Pendel ausschlagen kann. Wie verändert sich das Demenzrisiko, wenn sich die Luftqualität verbessert – oder schlecht bleibt? In der wohl wichtigsten Frage waren sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einig: Luftverschmutzung ist ein Risikofaktor für leichte kognitive Beeinträchtigungen und Demenz. Maßnahmen zur Reduktion der Luftverschmutzung können das Demenzrisiko senken. Dies unterstreichen ihre Forschungsergebnisse.
Inwiefern würde sich die Verbesserung der Luftqualität auf die Häufigkeit von Demenzerkrankungen auswirken? In ihrer gemeinsamen Studie haben französische und US-amerikanische Forschende festgestellt: Im Zeitraum von 1990 bis 2000 sank die Feinstaubbelastung im Durchschnitt um 12,2 Mikrogramm pro Kubikmeter. Diese Verringerung war bereits mit einem um 15 Prozent reduzierten Risiko für die Entwicklung einer Demenz verbunden. In einem hypothetischen Szenario – mit einer um mehr als 13,10 Mikrogramm pro Kubikmeter reduzierten Feinstaubbelastung – würde das Risiko an einer Demenz zu erkranken sogar um 33 Prozent sinken.

Der Studie zugrunde lag dabei die Erfassung der Daten von drei Kohorten in drei französischen Städten, wobei der Nachbeobachtungszeitraum 12 Jahre betrug.
Wann steigt das Erkrankungsrisiko?
Schwingt das Pendel jedoch in die andere Richtung aus und verändert sich die Luftqualität nicht, stieg das Erkrankungsrisiko. „Höhere geschätzte Feinstaubwerte in der Umgebungsluft waren mit einem höheren Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigungen und Demenz verbunden“, heißt es in einer US-Studie. Dies war insbesondere dann der Fall, wenn die Menschen der belasteten Umgebungsluft längerfristig ausgesetzt waren – unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung, Haushaltseinkommen oder ob sie rauchten oder nicht.
Über den Zeitraum von einem Jahr war jeder um ein Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter höhere Feinstaubwert in der Umgebungsluft mit einem um 67 Prozent höheren Risiko für Demenz und einem um 75 Prozent höheren Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI) verbunden.
Bei der Betrachtung eines fünfjährigen Zeitraums, in dem die Studienteilnehmenden der Luftverschmutzung ausgesetzt waren, erhöhte sich das Erkrankungsrisiko sogar noch weiter. Jeder Anstieg der geschätzten Feinstaubbelastung um ein Mikrogramm pro Kubikmeter über fünf Jahre war mit einem zweifach höheren Risiko für das Auftreten einer Demenz und einem mehr als dreifach höheren Risiko für das Auftreten von MCI verbunden.
Untersucht haben die Forschenden den Zusammenhang zwischen der geschätzten Feinstaubbelastung in der Umgebung und dem Risiko für MCI und Demenz im Südwesten des US-Bundesstaats Pennsylvania, einer „postindustriellen“ Region, die für ihre historisch schlechte Luftqualität bekannt ist.
Tipp für die Praxis: Eine nachhaltige Verbesserung der Luftqualität erfordert umfassende Maßnahmen durch politische Entscheidungsträger. Jeder Einzelne kann aber beispielsweise durch die Nutzung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln oder die Vermeidung von stark befahrenen Straßen versuchen seine persönliche Belastung zu reduzieren.
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Hier geht’s zu den Zusammenfassungen der Studien:
Ambient fine particulate matter exposure and incident mild cognitive impairment and dementia