Sich umsorgt und geschätzt fühlen, tut den meisten Menschen gut. Doch speziell die emotionale Unterstützung ist für Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Denn erlebtes Mitgefühl und Verständnis oder auch Fürsorge spielen hinsichtlich der Lebenserwartung eine wichtige Rolle. Zu diesem Ergebnis kommen deutsche Wissenschaftler. In einer aktuellen Studie haben sie die Daten von 500 Menschen mit Demenz analysiert, die zuhause leben.

Dass das soziale Umfeld, das Wohlbefinden und die Gesundheit von Menschen mit einander zusammenhängen, ist wissenschaftlich bereits nachgewiesen. In der aktuellen Studie unterstreichen die Forschenden jedoch: „Nicht nur die körperlichen und gesundheitlichen Bedürfnisse, sondern auch die psychosozialen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sollten im Vordergrund stehen.“

Erlebtes Mitgefühl und Verständnis oder auch Fürsorge spielen hinsichtlich der Lebenserwartung eine wichtige Rolle.
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Denn nicht nur bekannte demografische und klinische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Schwere der Demenz oder weiterer gleichzeitig vorliegender Erkrankungen beeinflussen die Lebenserwartung, sondern auch das Maß an Unterstützung durch das soziale Umfeld. „Liebe, Fürsorge, Mitgefühl, Verständnis und ein Gefühl der Wertschätzung von anderen“ – das zeichnet emotionale Unterstützung aus. Und diese spielt für die Lebenserwartung von Menschen mit Demenz eine wichtige Rolle.

Stresspuffer bei großen Lebensereignissen

Emotionale Unterstützung kann gerade bei großen Lebensereignissen als Stresspuffer wirken. „Unsere Ergebnisse liefern erste Hinweise darauf, dass dies auch bei einem lebensverändernden Ereignis wie dem Auftreten und dem Leben mit einer neurodegenerativen Erkrankung wie Demenz der Fall sein könnte“, heißt es in der Studie.

Berücksichtigt man allein die soziale Unterstützung bei der Vorhersage der Sterblichkeit, „war die durchschnittliche Überlebenszeit von Personen mit größerer wahrgenommener sozialer Unterstützung um ein Jahr höher als die mittlere Überlebenszeit von Personen mit geringerer sozialer Unterstützung.“

Akzeptiert werden, wie man ist

In der Studie ging es dabei unter anderem um die Frage, ob die Menschen mit Demenz „jemanden kennen, der sie so akzeptiert, wie sie sind, der Freude und Leid mit ihnen teilt und mit dem sie ihre Gedanken und Gefühle offen teilen können.“ Dies schätzten Menschen mit Demenz als bedeutsam ein. Demgegenüber spielte zum Beispiel die Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben eine untergeordnete Rolle.

Aufmerksames Umfeld erforderlich

Für die Autoren wäre es ein wichtiger Ausgangspunkt, Situationen zu identifizieren, in denen sich die emotionale Unterstützung eines älteren Menschen erheblich verändert, zum Beispiel im Trauerfall. Generell erforderte dies „jedoch ein aufmerksames Umfeld, eine genaue Identifizierung des emotionalen Unterstützungsbedarfs und maßgeschneiderte Empfehlungen für jeden Einzelnen.“ Die Analysen basieren auf Daten von 500 Menschen mit Demenz, die in Deutschland im häuslichen Umfeld leben und die bis zu acht Jahre lang nachbeobachtet wurden.

Tipp für die Praxis: Im Umgang mit Menschen mit Demenz sollen nicht nur die körperlichen und gesundheitlichen Bedürfnisse berücksichtigt werden, sondern auch die psychosozialen Bedarfe.

Hier geht’s zur Studie:

What influences life expectancy in people with dementia? Social support as an emerging protective factor

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