Online per Videokonferenz oder in Präsenz vor Ort: Wie wirksam sind therapeutisch begleitete Unterstützungsprogramme für An- und Zugehörige, die Menschen mit Demenz pflegen? In einer Pilotstudie kamen italienische Forschende zu positiven Ergebnissen.

Wie geht man mit herausforderndem Verhalten von Menschen mit Demenz um? Wie umfangreich ist das eigene Demenzwissen? Italienische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben erforscht, wie wirksam ein therapeutisches, duales Unterstützungsprogramm für pflegende An- und Zugehörige ist. Die Forschenden wussten: „Die körperliche und geistige Gesundheit der pflegenden An- und Zugehörigen ist der Grundstein, um Menschen mit Demenz im Alltag unterstützen zu können und trägt zudem dazu bei, Lebensqualität der pflegenden Personen zu verbessern.“

Folien, Videos und angeleitete Gruppendiskussionen

Psychoedukative Interventionen tragen zur Entwicklung von effektiven Bewältigungsstrategien bei, um die Belastung der Pflegekräfte zu verringern.
Foto: Shutterstock

Fünf Treffen im Abstand von zwei Wochen: In diesem Rhythmus trafen sich 73 Pflegende, um einerseits gezielte Informationen zum Thema Demenz und Strategien für den Umgang mit Betroffenen zu erhalten und um andererseits wirksame Kommunikationsfähigkeiten vermittelt zu bekommen und Erfahrungsberichte aus dem Pflegealltag auszutauschen. Die Intervention beinhaltete unterschiedliche didaktische Materialien und setzte sich aus Folien, Videos und Gruppendiskussionen zusammen, die von einem Psychologen geleitet wurden. 33 der Pflegenden nahmen an den Treffen online teil, 40 in Präsenz. Zu den Teilnehmenden gehörten Ehepartner, erwachsene Kinder, entferntere Verwandte oder Freunde, die einen Menschen mit Demenz pflegten.

Schlüsselaspekte der Pflege

Das Ziel der Pilotstudie war es, „wirksame emotionale und soziale Unterstützung sowie zugängliche, evidenzbasierte Informationen bereitzustellen, die auf die Bedürfnisse der Pflegenden zugeschnitten sind, um ihr Wissen und ihre Pflegefähigkeiten zu verbessern und gleichzeitig die Bedeutung der Selbstfürsorge zu betonen.“ Erfasst wurden Schlüsselaspekte der Pflege wie zum Beispiel die psychologischen Auswirkungen des Demenzmanagements, das Ausmaß einer sozialen Unterstützung, Freizeitgestaltung und Stressniveau jeweils zu Beginn und am Ende der Intervention. 

Interessante Forschungsergebnisse

Die Ergebnisse der Pilotstudie, die im Dezember 2024 publiziert wurde, überraschen. Ob online per Videokonferenz durchgeführt oder in Präsenz vor Ort: Die Maßnahmen zur Unterstützung der Pflegekräfte verringern nachweislich die Belastung der pflegenden An- und Zugehörigen. „Tatsächlich tragen diese sogenannten psychoedukativen Interventionen zur Entwicklung von effektiven Bewältigungsstrategien bei, um die Belastung der Pflegekräfte zu verringern“, fassen die Forschenden zusammen. 

Extrem niedrige Abbruchquote unter den Teilnehmenden

Die Maßnahmen unterstützten die Pflegenden hinsichtlich der „Aufrechterhaltung ihrer psychischen Gesundheit und ihres Wohlbefindens.“ Positiv war auch, dass die Teilnehmenden sich sehr engagierten und die Abbruchquote mit unter drei Prozent „extrem niedrig“ war. 

Als vorteilhaft erwies sich die Verfügbarkeit einer Online-Plattform. Sie ermöglichte auch Pflegenden den Zugang, die zum Beispiel nur eingeschränkt mobil waren. „Die persönliche Unterstützung bleibt jedoch wichtig “, heißt es in der Studie. Persönlicher Kontakt ermögliche das Wahrnehmen von zwischenmenschlicher und nonverbaler Kommunikation. Zudem sei hierbei keinerlei technische Ausstattung und technisches Knowhow nötig.

Tipp für die Praxis: Wenn pflegende An- und Zugehörige in der Pflegetätigkeit an Ihre Grenzen stoßen, können psychoedukative Ansätze, ob digital oder in Präsenz, dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern und die Belastung zu reduzieren. 

Hier geht’s zur Studie:

The Psychoeducational Interventions: a valuable communication tool to support the caregiver of people with dementia

Unser besonderer Tipp: Überprüfen Sie mit der digiDEM Bayern-Angehörigenampel Ihre körperliche und seelische Belastung. Je nach Ihrem persönlichen Ergebnis geben wir Ihnen Empfehlungen, wie Sie Ihre Situation als Pflegende bzw. Pflegender verbessern können.

Hier geht’s zur Angehörigenampel.

Sie möchten Ihr Demenzwissen erweitern? Wer seine Gesundheitskompetenz stärkt, profitiert in vielfacher Hinsicht. Mit dem erworbenen Wissen lassen sich Gesundheits- und Krankheitsprobleme erfolgreicher bewältigen. Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihr Wissen rund um das Thema Alzheimer-Demenz zu erweitern ­– mit dem Wissenstest Alzheimer-Demenz von digiDEM Bayern.

Hier geht’s zum Wissenstest Alzheimer-Demenz.

Wussten Sie, dass häusliche Pflege für An- und Zugehörige auch ihre positiven Seiten hat? Zu Gast in unserem digiDEM Bayern Science Watch LIVE-Webinar war unsere Kollegin Dr. Anna Pendergrass vom Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. Im Webinar berichtet sie von verschiedenen Zugewinnen, die Pflegende unabhängig von der Belastung und der Dauer der Pflege erleben.

Hier geht’s zum Mitschnitt unseres Webinars mit Dr. Anna Pendergrass.

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