Musiktherapie und einige Techniken des Verhaltensmanagements haben das Potential, verhaltensbezogene und psychologische Symptome bei Demenz zu verringern. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie über den Vergleich von psychosozialen Therapien als alternative Behandlungsmöglichkeiten.
Arzneimittel, die verhaltensbezogene und psychologische Symptome bei Demenz (englisch für „Behavioural and Psychological Symptomes“, BPSD) eindämmen sollen, können zu Nebenwirkungen führen wie etwa einem erhöhten Sturzrisiko, Knochenbrüchen und sogar Todesfällen. Mindestens 50 Prozent der Demenzpatient*innen weisen monatlich Symptome auf wie etwa Agitiertheit, Depression, Unruhe und Hochstimmung. Und zwanzig Prozent der Personen, die zunächst keine Symptome aufweisen, werden diese innerhalb von zwei Jahren nach der Demenzdiagnose entwickeln, heißt es in einer Übersichtsarbeit.
Breites Spektrum
Aus diesen Gründen haben psychosoziale Therapien als alternative Behandlungsmöglichkeiten mehr und mehr an Aufmerksamkeit gewonnen. Wie breit dabei das Spektrum an unterschiedlichsten Therapien ist und wie wirksam diese bei Menschen mit Demenz sind, die in gemeindebasierten und stationären Pflegearrangements leben, haben Forschende aus Italien aufgezeigt.
Die Wissenschaftler*innen teilten die sogenannten Interventionen in mehrere Klassen ein und bewerteten die einzelnen Behandlungsmöglichkeiten: In Interventionen zur sensorischen Stimulation, kognitive/emotionsorientierte Interventionen, Verhaltensmanagementtechniken, Multikomponenten-Behandlungen und andere Maßnahmen wie etwa Bewegung und tiergestützte Therapien.
Die vielversprechendsten Behandlungen zur Reduzierung der BPSD schienen Musiktherapie und einige Verhaltensmanagementtechniken zu sein, schreiben die Autor*innen. Die Musiktherapie reduzierte bei Menschen mit Demenz auch Angstzustände. Hinsichtlich der Verhaltensmanagementtechniken, die auf die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten abzielen, erwies sich zum Beispiel eine Schulung von Pflegekräften als wirksam, um das Symptom Unruhe zu verringern.
Unterschiedliche Definitionen
Die Forschenden weisen jedoch auf ein Manko der Studie hin: Die wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit psychosozialer Behandlungsformen sind widersprüchlich. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass in den analysierten Studien Interventionen unterschiedlich definiert wurden und die Anzahl der Studienteilnehmen häufig sehr niedrig war. Für die wissenschaftliche Belegkraft spricht hingegen die hohe Anzahl der ausgewerteten Studien, die bei 142 lag.
Tipp für die Praxis: Pharmakologische Maßnahmen zur Behandlung von BPSD können ernste Nebenwirkungen verursachen. Psychosoziale Behandlungsmaßnahmen sollten deswegen als Alternative zur Verringerung neuropsychiatrischer Symptome in Betracht gezogen werden.
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