Immer mehr Menschen weltweit erkranken an Demenz. Doch bis heute gibt es keine wirksamen Therapien, die die Erkrankung heilen können. Um so wichtiger ist deshalb Demenzprävention, die das Augenmerk auf die sogenannten veränderbaren Demenz-Risikofaktoren wie zum Beispiel körperliche und geistige Inaktivität, ungesunde Ernährung und Depressionen oder Angstzustände lenkt. Kann ein vollständig online durchgeführtes Programm zur Änderung des Lebensstils dazu beitragen, den geistigen Abbau bei älteren Menschen zu verlangsamen? Dies untersuchten Forschende aus Australien. 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gelangten zu einem positiven Ergebnis. Denn die Studie zeigte deutlich: Ein personalisiertes Online-Lebensstilprogramm, das auf individuelle Demenzrisikofaktorenzugeschnitten ist, führt bei älteren Menschen mit erhöhtem Demenzrisiko über drei Jahre hinweg zu einer messbar besseren geistigen Leistungsfähigkeit als die reine Vermittlung von Informationen.

An der Studie nahmen über 6.100 Erwachsene aus Australien teil, ihr Alter lag zwischen 55 und 77 Jahren. 64 Prozent von ihnen waren weiblich. Alle Teilnehmenden lebten im häuslichen Umfeld und waren nicht an Demenz erkrankt. Jedoch lagen bei ihnen mindestens zwei der folgenden Risikofaktoren vor: wenig körperliche Bewegung, eine ungünstige Ernährung, eine geringe geistige Aktivität oder depressive Symptome oder Angstzustände. 

Nach dem Zufallsprinzip wurden die Teilnehmenden in zwei Gruppen eingeteilt: in eine „Interventionsgruppe“ und in eine „Kontrollgruppe“. Die Teilnehmenden der ersten Gruppe erhielten über drei Jahre hinweg ein persönliches Online-Coaching. Je nach Risikoprofil umfasste das Programm zwei bis vier Module mit den Schwerpunkten körperliche Aktivität, Ernährung, geistige Aktivierung sowie Bewältigung von Depression oder Angst. In der Kontrollgruppe bekamen die Probanden lediglich allgemeine Informationen zu denselben Themen, aber kein individuelles Coaching.

Hinsichtlich der kognitiven Leistungsfähigkeit verbesserten sich beide Gruppen – mit einem bedeutenden Unterschied. Der Fortschritt der Interventionsgruppe fiel deutlich größer aus als der Fortschritt der Kontrollgruppe. Das zeigt, dass das persönliche Online-Coaching einen klaren zusätzlichen Nutzen aufwies und über reine Informationsangebote hinausgeht.  

Digitale Demenzprävention ist besonders wirksam, wenn Online-Programme auf die persönlichen Bedarfe und Risikofaktoren der Nutzer zugeschnitten sind.

Jana Rühl, digiDEM Bayern-Wissenschaftlerin

Weil das Programm online durchgeführt wurde, ist es leicht skalierbar, also potenziell für sehr viele Menschen anwendbar. Dies eröffne die Möglichkeit, den kognitiven Abbau in weiten Teilen der Bevölkerung insgesamt hinauszuzögern, schrieben die Forschenden.

Auch beim Thema Sicherheit schnitt die Online-Maßnahme insgesamt gut ab. Unerwünschte Ereignisse (wie zum Beispiel Stürze und Krankenhausaufenthalte), die im direkten Zusammenhang mit der Studie standen, traten nur bei wenigen Teilnehmenden auf: bei 19 Personen in der Interventionsgruppe und bei einer Person in der Kontrollgruppe. 

Bei der Forschungsarbeit handelte es sich um eine sogenannte randomisierte kontrollierte Studie (englisch: randomized controlled trial, RCT)Diese Art von Studiendesign gilt in der medizinischen Forschung als Goldstandard, um die Wirksamkeit von Behandlungen wissenschaftlich zu überprüfen, objektiv zu bewerten und den Nutzen einer Behandlung evidenzbasiert nachzuweisen.

Tipp für die Praxis: Digitale Programme, die Bewegung, Ernährung, geistige Aktivität und seelisches Wohlbefinden kombinieren, können dazu beitragen, die geistige Leistungsfähigkeit im Alter länger zu erhalten.

Hier gelangen Sie zur Zusammenfassung der Studie:

An online multidomain lifestyle intervention to prevent cognitive decline in at-risk older adults: a randomized controlled trial

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