Das Risiko, eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln, ist für Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) erhöht. Doch inwiefern ist eine Prognose des Fortschreitens hin zu einer Alzheimer-Demenz überhaupt möglich. Warum kann dies ein wichtiger Faktor sein? 

Eine genaue Vorhersage könnte Ärzte bei der Entscheidungsfindung hinsichtlich der Behandlung von Patienten und deren Teilnahme an kognitiven Rehabilitationsprogrammen unterstützen, heißt es in einer Studie von Juni 2024. 

„Wir haben einen neuartigen Ansatz entwickelt, um die Vorhersage des Fortschreitens von einer MCI-Erkrankung zur Alzheimer-Demenz innerhalb eines Zeitraums von sechs Jahren mit Hilfe von Sprachanalyse zu automatisieren“, schreiben die Forschenden aus den USA. Zum Einsatz kommt Künstliche Intelligenz (KI), die Sprachdefizite – die einem kognitiven Abbau zugrunde liegen können – analysiert. Das KI-Modell erkennt und wertet dabei Sprachaufzeichnungen aus neuropsychologischen Untersuchungen aus, verarbeitet den daraus resultierenden Text mit Hilfe von Sprachmodellen und bindet grundlegende demografische Daten wie zum Beispiel Alter, Geschlecht und Bildungsniveau ein. Auch leicht zu erhebende Werte wie Blutzucker, Body-Mass-Index und Bluthochdruck wurden berücksichtigt. 

Die Methode, den Verlauf von Alzheimer-Demenz mit Hilfe von natürlicher Sprachverarbeitung (NLP) und maschinellen Lerntechniken, die auf Sprachdaten angewendet wurden, vorherzusagen, erziele dabei eine Vorhersagegenauigkeit von 78,5 Prozent, schreiben die Forschenden. 

„Die Nutzung von KI-basierten Sprachmodellen ist ein neuartiger Ansatz bei der Vorhersage, ob Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen eine Alzheimer-Demenz entwickeln.

Florian Weidinger, digiDEM Bayern-Wissenschaftler

Daten aus Labortests, genetische Tests oder bildgebende Untersuchungen waren, so die Autoren, nicht erforderlich. Dies mache die Methode „zu einer vielversprechenden und leicht zugänglichen Technologie für die Ferndiagnostik.“ 

Für die Studie unterzogen sich 166 Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen unter anderem jeweils einem einstündigen neuropsychologischen Test. 

Bei den 59 Männern und 107 Frauen im Alter zwischen 63 und 97 Jahren wurden demnach unterschiedliche kognitive Bereiche wie etwa Gedächtnis, Sprache, abstraktes Denken und Aufmerksamkeit untersucht.Die Forschenden fassen zusammen: „Diese Studie unterstreicht das immense Potenzial der Integration von NLP-Techniken und Sprachdaten bei der Vorhersage des zukünftigen Fortschreitens von MCI zur Alzheimer-Demenz.“ Es seien jedoch weitere Studien mit einer größeren Anzahl an Teilnehmenden erforderlich, um die Generalisierbarkeit der KI-Modelle zu bestätigen.

Tipp für die Praxis:

Sollten Sie selbst von leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) betroffen sein, helfen Sie bei der Erforschung der Erkrankung mit, wenn Sie die Gelegenheit dazu haben. Eine neue Technologie im Bereich der Demenzversorgung wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz kann einen großen Mehrwert für Sie und ihre An- und Zugehörigen haben.

Hier gelangen Sie zur Studie.

digiDEM Bayern entwickelt digitale Angebote für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz sowie für pflegende An- und Zugehörige und ehrenamtliche Helfende und stellt die Angebote auf digiDEM-Bayern.de zur Verfügung.

Unser Tipp: digiDEM Bayern möchte die pflegenden An- und Zugehörigen entlasten, Maßnahmen zu ihrem eigenen Schutz vorstellen und zur Sicherheit der Betroffenen beitragen. Deshalb kooperieren wir mit der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen und stellen gerne deren kostenfreie Online-Plattform „Sicheres Pflegen zu Hause“ zur Verfügung. Nutzen Sie unser digitales Angebot, das sich als praktischer Ratgeber für den Alltag von Menschen mit Demenz und deren pflegenden An- und Zugehörigen versteht. Hier geht’s zum Online-Angebot „Sicheres Pflegen zu Hause“.

Nutzen Sie auch unseren digitalen Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“ und empfehlen Sie ihn weiter. Er hilft pflegenden An- und Zugehörigen, die eigenen Versorgungsbedarfe zu erkennen, wenn der Pflegebedarf von Menschen mit Demenz steigt. Hier gelangen Sie zum Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“.

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