Die soziale Integration älterer Erwachsener sollte einen höheren Stellenwert einnehmen. Dies wünschen sich die Autor*innen einer schwedischen Studie. Darin haben sie den Zusammenhang von Einsamkeit und sozialer Isolation mit Sterblichkeit untersucht.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Beschränkungen haben vielen Menschen vor Augen geführt, welche Folgen Einsamkeit und soziale Isolation haben können. „Es ist von größter Bedeutung, dass die soziale Integration und die sozialen Beziehungen ein vorrangiges Ziel für Sozialdienste und Aktivitäten mit älteren Erwachsenen sind“, schreiben die schwedischen Forschenden.

Je höher der Grad an sozialer Isolation war, desto höher war auch das Sterblichkeitsrisiko.

In ihrer Studie kommen sie zu einem Ergebnis, das aufrüttelt. Sowohl Einsamkeit als auch soziale Isolation – wie zum Beispiel fehlende soziale Aktivitäten – sind mit einem erhöhten Sterberisiko bei älteren Frauen und Männern verbunden. Beide Kriterien tragen jedoch auch zur Verschlechterung des Gesundheitszustandes bei, was wiederum zu einer höheren Sterblichkeit führt. Allerdings gilt es auch die andere Seite der Medaille zu betrachten. Denn umgekehrt kann ein beeinträchtigter Gesundheitszustand Einsamkeit und soziale Isolation hervorrufen. 

Soziale Isolation wirkt sich stärker auf Sterblichkeitsrisiko auf

So zeigte sich, dass 11,2 Prozent der Befragten „oft“ oder „fast immer“ von Einsamkeitsgefühlen geplagt wurden. Frauen waren hiervon häufiger betroffen als Männer. Die Analyse ergab aber auch: Je höher der Grad an sozialer Isolation war, desto höher war auch das Sterblichkeitsrisiko. Die Forscher fanden allerdings heraus, dass hinsichtlich der Sterblichkeit die soziale Isolation eine gewichtigere Rolle zu spielen scheint als das Gefühl der Einsamkeit.

In der Studie wurden 1.161 Personen telefonisch oder mit Hilfe eines postalisch zugesendeten Fragebogens befragt. Der häufigste Grund für eine indirekte Befragung, also eine Befragung etwa von Verwandten, war Demenz oder Gebrechlichkeit. Bei den teilnehmenden Frauen betrug das Durchschnittsalter 78,7 Jahre, bei den Männern 77,9 Jahre.

Frühindikator für erhöhtes Demenzrisiko

Welchen Einfluss soziale Isolation und Einsamkeit auf die Entwicklung einer Demenz haben, untersuchte hingegen ein Forscherteam aus China. Die Studie wurde im Juni 2022 veröffentlicht und umfasste 462.619 Teilnehmende. Den Auswertungen zufolge hatten sozial isoliert lebende Menschen ein 1,26-fach höheres Risiko gegenüber nicht isolierten Personen, an einer Demenz zu erkranken und zwar unabhängig von anderen Risikofaktoren. Somit kann soziale Isolation ein Frühindikator für ein erhöhtes Demenzrisiko sein.

In der Langzeitstudie haben die Wissenschaftler*innen festgestellt, dass insbesondere solche Gehirnregionen bei sozialer Isolation betroffen sind, die für das Gedächtnis und das Lernen mitverantwortlich sind. 

Für ein erhöhtes Demenzrisiko spielt hingegen der Faktor Einsamkeit – ob sich Menschen einsam fühlen oder nicht – kaum eine Rolle. Vielmehr weisen die Autor*innen darauf hin, dass der Einfluss von Einsamkeit auf das Demenzrisiko zu 75 Prozent durch damit zusammenhängende Symptome einer Depression erklärt werden könnte.

Hier geht’s zu den Studien:

The association between loneliness, social isolation and all-cause mortality in a nationally representative sample of older women and men.

Associations of Social Isolation and Loneliness With Later Dementia.

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