Oft ist die Rede von „herausforderndem Verhalten“ bei Menschen mit Demenz und von sogenannten verhaltensbezogenen und psychologischen Symptomen. Wir erklären, was sich hinter den Begriffen verbirgt.
BPSD ist die Abkürzung für „Behavioural and Psychological Symptomes“. Der englischsprachige Fachbegriff hat sich in der Fachwelt längst durchgesetzt. Im Deutschen sind damit die sogenannten verhaltensbezogenen und psychologischen Symptome gemeint, die bei Menschen mit Demenz auftreten können wie zum Beispiel Halluzinationen, Euphorie, Reizbarkeit, Apathie, Depression und Angst. Je nach Krankheitsverlauf und Schweregrad der Demenz sind diese Symptome unterschiedlich ausgeprägt, manchen treten nebeneinander auf, sie reichen von schwach bis sehr stark. Die Übergänge sind dabei fließend.
Sowohl für Menschen mit Demenz als auch ihre pflegenden An- und Zugehörigen stellen die verhaltensbezogenen und psychologischen Symptome oft eine große Herausforderung dar, die den Einsatz aller Kräfte einfordert.
Wenn der Geduldsfaden reißt
Die Anforderungen sind dann vielfältig und können zu schweren psychischen Belastungen und Beeinträchtigungen führen. Weil zum Beispiel die Kommunikation mit den Betroffenen nicht mehr gelingt. Weil der Geduldsfaden reißt, wenn Menschen mit Demenz anders als gewohnt reagieren. Weil die Betroffenen sich – aus Sicht der Pflegenden – „herausfordernd“ verhalten. Absichtlich geschieht dies nicht. Dessen sollten sich pflegende An- und Zugehörige immer bewusst sein.
Begriff mit vielen Bedeutungen
Der Begriff „herausforderndes Verhalten“ habe sich in der professionellen Demenzversorgung etabliert, heißt es unter manchen Fachleuten. Er umfasst die vielfältigen Reaktionen von Menschen mit Demenz auf ihre unterschiedlichsten Gefühle, Befindlichkeiten und Bedürfnisse, die teilweise nicht mehr geäußert werden können.
Wir bei digiDEM Bayern nehmen von der Begrifflichkeit „herausfordernd“ Abstand. Denn unserer Ansicht nach schreibt der Begriff – zu Unrecht – Menschen mit Demenz eine gewisse Eigenverantwortung bezüglich ihrer krankheitsbedingten Verhaltensweisen zu. Vielmehr sollte der zusammenfassende Begriff „verhaltensbezogene und psychologische Symptome“ in unserer Sprache das widerspiegeln, was notwendig ist: Menschen mit Demenz Respekt zu zollen, ihre Menschenwürde zu wahren und sie nicht zu stigmatisieren.
Die im November 2023 erscheinende, überarbeitete S-3-Leitlinie „Demenzen“ trägt dieser Entwicklung Rechnung und hat diese Begrifflichkeit übernommen.
Menschen mit Demenz benötigen die Unterstützung aller. Gleichwohl ist auch die physische und psychische Gesundheit jener zu berücksichtigen, die oft über ihre Grenzen hinaus gehen: die pflegenden An- und Zugehörigen.
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