Bei der Vorbeugung von Demenzerkrankungen ist auch die Ernährung ein wichtiger Faktor. Zu viel Zucker oder Salz können schädlich sein, Obst und Gemüse dagegen können schützend wirken. Noch wenig untersucht ist bislang der Einfluss von Gewürzen. Welche Rolle spielen sie bei der Entstehung von Alzheimer? Dazu fasst eine Studie den aktuellen Forschungsstand zusammen.
Raquel Seibel von der University of Rio Grande do Sul in Brasilien und ihre Kolleg*innen gehen zunächst darauf ein, dass Lebensmittel wie Kräuter, Samen und Gewürze schon seit der Antike, zum Beispiel in Ägypten, China und von den Ureinwohnern Brasiliens, wegen gesundheitsförderlicher Eigenschaften verwendet werden.
In ihrer Übersichtsarbeit bewerten sie einige Gewürze, die weltweit am häufigsten konsumiert und in Bezug auf Alzheimer untersucht werden: Safran, Rosmarin, Zimt, Kurkuma und Ingwer. Früheren Studien zufolge haben diese Gewürze entzündungshemmende Eigenschaften und schützen vor oxidativem Stress, so dass die Anhäufung der für die Alzheimer-Erkrankung typischen Eiweiß-Ablagerungen (Beta-Amyloid-Plaques) gehemmt werden.
„Bioaktive Substanzen“ könnten geistigen Abbau bremsen
Eine Schlüsselrolle spielen dabei die sogenannten “bioaktiven Substanzen“, die in den Gewürzen enthalten sind. Darunter versteht man Stoffe in Lebensmitteln, die zwar keinen Nährstoffcharakter, aber eine gesundheitsfördernde Wirkung besitzen. In den letzten zehn Jahren sei die Rolle bioaktiver Substanzen als Hilfsmittel zur Behandlung einiger Krankheiten in verschiedenen Studien untersucht worden, so die Autor*innen. Dabei seien die Eigenschaften vieler Gewürze in Tier-Studien mit einer Verbesserung des Gedächtnisses und einer Verringerung der Amyloid-Beta-Anhäufung in Verbindung gebracht worden. Die Gewürze Safran, Rosmarin, Zimt, Kurkuma und Ingwer könnten zudem das Wachstum und die Wiederherstellung von Neuronen bewirken und die motorischen und kognitiven Fähigkeiten verbessern. Auch Studien mit Menschen deuteten darauf hin, dass diese Gewürze im Hinblick auf die kognitiven Funktionen und die “Neuroprotektion”, also den Schutz der Hirngesundheit, positiv wirken könnten.
Erkenntnisse zu Grenzwerten fehlen noch
Warum werden sie dann noch nicht entsprechend eingesetzt? Ein Problem ist den Autor*innen zufolge, dass es noch keine Grenzwerte für die (tägliche) Aufnahmemenge und keinen Konsens darüber gibt, in welchen Fällen sie angewendet werden sollten. Da zu hohe Dosen bei einigen Gewürzen (etwa Safran oder Kurkuma) schädlich wirken können, müssen zunächst gesicherte Erkenntnisse zu Grenzwerten vorliegen, um den Schutz und die Wirksamkeit im Hinblick auf die Hirngesundheit garantieren zu können.
Aus diesem Grund empfehlen die Autor*innen weitere Studien zum Thema, “insbesondere in einer Zeit, in der der Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln weit verbreitet ist und mit verschiedenen chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht wird.”
Hier geht es zur Studie:
Effect of Spices (Saffron, Rosemary, Cinnamon, Turmeric and Ginger) in Alzheimer’s Disease (2021)