„Risiko-Gene“ wie zum Beispiel das ApoE-Gen – (lesen Sie hierzu unseren Beitrag Das ApoE-Gen – ein genetischer Risikofaktor für Alzheimer) können das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, generell erhöhen. Doch bestimmte Genmutationen, die sogenannten „Ursachen-Gene“, können – in seltenen Fällen – die Erkrankung direkt verursachen. Drei dieser Ursachen-Gene sind wissenschaftlich bereits gut untersucht. Ihre Rolle bei der Entstehung der familiären Alzheimer-Demenz haben Forschende umfassend belegt.
Die Bedeutung von Beta-Amyloid-Ablagerungen

Noch ist die Ursache für die Entstehung einer Alzheimer-Demenz nicht gänzlich aufgeklärt. Werden die „Ursachen-Gene“ betrachtet, steht vor allem die Entstehung und Ansammlung von Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn im Mittelpunkt. Es handelt sich dabei um fleckförmige Verklumpungen von Protein-Abbauprodukten, dem Beta-Amyloid, welche die Kommunikation zwischen den Nervenzellen beeinträchtigen. Finden bei bestimmten „Ursachen-Genen“ Mutationen statt, erhöht sich infolgedessen die Bildung von Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn. Dies führt zur Entstehung der „familiären“ Alzheimer-Demenz.
Hintergründe der „Ursachen-Gene“
Die familiäre Alzheimer-Demenz ist abhängig von der genetischen Vererbung und entsteht, wenn gewisse Veränderungen im genetischen Material, sogenannte Genmutationen, von den Eltern auf die Kinder „autosomal dominant“ übertragen werden. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass die Genmutation geschlechtsunabhängig ist (autosomal) und es ausreicht, die Genmutation von nur einem Elternteil vererbt zu bekommen, damit es seine „Wirkung“ zeigt (dominant). Auch wenn sich die genetischen Merkmale der familiären Alzheimer-Demenz im Vererbungsvorgang immer durchsetzen, kommt die familiäre Form der Alzheimer-Demenz, bezogen auf alle Alzheimer-Demenzen, mit ein bis fünf Prozent aller Fälle sehr selten vor. Der Grund für die Entstehung liegt dabei in Mutationen von drei bestimmten Genen.
Welche Gene sind betroffen?
Die Genmutationen, welche die Alzheimer-Demenz verursachen können, liegen auf bestimmten Genen, welche den Bauplan für die Proteine Präsenilin 1 (PSEN 1) und Präsenilin 2 (PSEN 2) sowie das Amyloid-Vorläufer-Protein (APP) zur Verfügung stellen. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Charakteristika der Ursachen-Gene und wie sich diese bei der Entstehung der familiären Alzheimer-Demenz unterscheiden:
Protein | Präsenilin 1 (PSEN 1) | Präsenilin 2 (PSEN 2) | Amyloid-Vorläufer-Protein (APP) |
Genmutation | Chromosom 14 | Chromosom 1 | Chromosom 21 |
Anteil aller familiärer Alzheimer-Demenzen | 30-70 % | 5 % | 10-15 % |
Auftreten der Erkrankung | i.d.R. unter 60 Jahren | i.d.R. unter 60 Jahren, selten auch über 70 Jahren | i.d.R. unter 60 Jahren |
Beschreibung des Proteins | PSEN1 und PSEN2 sind Bausteine des Enzyms ‚Gamma-Sekretase‘, welches das Amyloid-Vorläufer-Protein APP zerschneidet. | APP ist das Ursprungs-Protein, aus dem Beta-Amyloid-Ablagerungen entstehen können. | |
Auswirkung der Mutation | Die Genmutation führt zu einer erhöhten Produktion eines klebrigen Abbauprodukts, wodurch vermehrte Beta-Amyloid-Ablagerungen entstehen. | Die Genmutation führt zu erhöhter APP Produktion, wodurch vermehrt Beta-Amyloid-PlaquesAblagerungen |
Bei Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) kommt das 21. Chromosom nicht nur zweimal, sondern dreimal vor. Deshalb tragen Menschen mit Down-Syndrom eine zusätzliche Kopie des Amyloid-Vorläufer-Protein (APP) in sich, wodurch vermehrt Beta-Amyloid-Ablagerungen entstehen. Bei fast allen Erwachsenen mit Down-Syndrom treten etwa ab dem 40. Lebensjahr kognitive Beeinträchtigungen auf, die stärker als die zuvor vorhandenen kognitiven Einschränkungen ausgeprägt sind.
Quellen:
Medizinisch Genetisches Zentrum München (2025). Alzheimer-Typ, familiär.