Fußball macht Spaß, Fußball ist der beliebteste Sport der Welt. Was aber viele nicht wissen: Fußballprofis haben ein 1,62-mal höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken als die Allgemeinbevölkerung. Dieser größeren Gefahr sind allerdings nur die Feldspieler ausgesetzt, nicht aber die Torhüter.
Die aktuelle Studie aus Schweden umfasste 6007 männliche, in Schweden geborene Fußballspieler (davon waren 510 Torhüter), die zwischen 1924 und 2019 in der ersten schwedischen Liga Allsvenskan gespielthaben. Ausgewertet wurden unter anderem das Geburtsdatum der Spieler, die Anzahl der gespielten Saisons und Spiele und die Position des Spielers, ob er also als Feldspieler stürmte oder im Tor stand. Eine Kontrollgruppe mit vergleichbaren Merkmalen kam auf die stattliche Anzahl von 56 168 Personen aus der Allgemeinbevölkerung.
„Während der Nachbeobachtung bis zum 31. Dezember 2020 wurde bei 537 der 6007 Fußballspieler (8,9 Prozent) und bei 3485 der 56 168 Kontrollpersonen (6,2 Prozent) eine neurodegenerative Erkrankung diagnostiziert“, schreiben die Wissenschaftler.
Zwei Einschränkungen
Demnach erkrankten die Fußballprofis 1,62-mal so häufig an einer Demenz als die Allgemeinbevölkerung. Dabei gibt es zwei Einschränkungen. Für andere neurodegenerative Erkrankungen außer der Alzheimer-Demenz gilt das erhöhte Risiko nicht. Und betroffen sind ausschließlich Feldspieler, aber nicht die Torhüter. Die Forschenden nehmen an, dass Kopfbälle und Gehirnerschütterungen zu neurodegenerativen Erkrankungen führen könnten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Vergleich mit der Parkinson-Erkrankung. Sowohl bei Feldspielern als auch Tormännern war das Risiko für die Parkinson-Erkrankung geringer als in der allgemeinen Bevölkerung.
Vergleichbare Studie aus Schottland
Die Studienautoren weisen auf eine vergleichbare Studie aus Schottland aus dem Jahr 2019 hin. Dort fanden die Forschenden heraus, dass bei den schottischen Profikickern das Risiko einer neurodegenerativen Erkrankung – wozu auch Alzheimer und andere Demenzformen zählen – sogar mehr als drei- bis fünfmal höher war. Dennoch sehen die schwedischen Wissenschaftler ihre Ergebnisse insofern bestätigt, dass Profifußballer einem erhöhten Demenzrisiko ausgesetzt sind.
Sind Freizeitsportler gefährdet?
Ob sich das schwedische Forschungsergebnis auf heutige Fußballspieler – und auch Fußballspielerinnen – sowohl im Profi- als auch im Amateur- und Jugendsport übertragen ließe, ist nach Angaben der Wissenschaftler „ungewiss“. „Es ist wahrscheinlich, dass die mit dem Fußball verbundenen Belastungen bei Spitzenspielern extrem sind und dass mögliche Assoziationen mit neurodegenerativen Erkrankungen, wenn überhaupt, bei Freizeitspielern weniger ausgeprägt sind.“
Trotzdem reagierten bereits nach der Veröffentlichung der schottischen Studie der Europäische Fußballverband (UEFA) und der britische Fußballverband. Sie änderten ihre Richtlinien, sprachen sogar ein gänzliches Kopfballverbot für Kinder bis 12 Jahre aus, „um die Belastung durch Kopfbälle bei Jugendspielern zu verringern“. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wurde aufgrund der Studienergebnisse tätig. Im Gegensatz zum englischen Verband sprach der DFB jedoch kein Verbot aus, sondern gab lediglich Empfehlungen für den Kinderfußball heraus.
Tipp für die Praxis: Sollten Sie selbst Trainer*in oder Betreuer*in einer Kinderfußballmannschaft sein, können Sie hier die Empfehlungen des DFB lesen.
Hier geht’s zur Studie: Neurodegenerative disease among male elite football (soccer) players in Sweden: a cohort study