Wie wirkt sich Schichtarbeit auf die Gesundheit aus? Zu den möglichen Folgen zählen laut aktuellen Studien Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschung über einen Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und Demenz ergab bislang kein einheitliches Bild. Dänische Wissenschaftler*innen wollten dem näher auf den Grund gehen.

Die Wissenschaftler*innen um Jeanette Therming Jørgensen von der Universität Kopenhagen gehen zunächst auf das Bindeglied zwischen Schichtarbeit und Demenz ein: Schlafstörungen bzw. Schlafmangel, die einerseits unter Schichtarbeiter*innen weit verbreitet seien und andererseits die Entwicklung einer Demenz begünstigen könnten.

Widersprüchliche Hinweise zu Schichtarbeit und Demenzrisiko

Ärzt*innen und Krankenschwestern am OP-Tisch

Obwohl der Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und kognitivem Rückgang bereits breit erforscht sei, gäbe es nur begrenzte und teils widersprüchliche Hinweise über die Verbindung zwischen Schichtarbeit, kognitiver Leistung und der Entwicklung einer Demenz. Einige Studien wiesen einen Zusammenhang auf, andere fanden keinen. Auch zeigten Untersuchungen, dass ein möglicherweise erhöhtes Demenzrisiko wieder umkehrbar ist – und zwar dann, wenn die Schichtarbeit länger als vier Jahre zurück liegt.

Für ihre aktuelle Untersuchung konnten die dänischen Forscher*innen auf die Daten einer großen Studiengruppe zurückgreifen: der “Danish Nurse Cohort”. Bereits aus den ersten  beiden Befragungszeitpunkten – 1993 und 1999 – ergaben sich 28.731 Teilnehmende. Dabei handelte es sich um Krankenschwestern und Mitglieder der Dänischen Krankenschwesterorganisation, die 44 Jahre oder älter waren.

Befragungen in  den Jahren 1993, 1999 und 2009

Jørgensen und ihr Team werteten Befragungen aus, die zu drei verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt worden waren – 1993, 1999 und 2009 – und bildeten entsprechende Unter-Gruppen. Ziel war es, die Art und Dauer der Schichtarbeit im Zusammenhang mit Demenz zu untersuchen. Dabei konnten sie auch umfangreiche Informationen zum Lebensstil berücksichtigen, darunter zum Alkoholkonsum, Rauchen, BMI/Gewicht, Arbeitsstress, wöchentliche Arbeitszeit, Einkommen und Einnahme von Schlafmedikamenten. Zusätzlich verfügten sie über Angaben zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forscher*innen verknüpften diese Daten mit Informationen über Krankenhausaufenthalte wegen Demenz oder Medikamenten zur Behandlung von Demenz bis zum Jahr 2018. 

Ab sechs Jahren Nachtschicht kann Demenzrisiko erhöht sein

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Nachtschicht-Arbeit ab einer Dauer von sechs Jahren das Demenzrisiko erhöhen kann. Unter den Krankenschwestern, die mindestens sechs Jahre lang in Nachtschichten gearbeitet hatten, gab es mehr Demenzerkrankungen als unter denjenigen mit Tagesschichten über denselben Zeitraum. Auch lag der Anteil bei dieser Gruppe höher als unter denjenigen, die höchstes ein Jahr lang in Nachtschichten gearbeitet hatten. Besonders anfällig waren Krankenschwestern mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Da diese Erkenntnis auf begrenzten Daten basiert, raten die Autor*innen zu weiteren Untersuchungen.

Insgesamt empfehlen sie weniger Jahre an Nachtschicht-Arbeit oder auch den Wechsel zwischen verschiedenen Schichtplänen als eine gesündere Alternative in Bezug auf das Demenzrisiko.

Die Studie finden Sie hier:
Shift work and incidence of dementia: A Danish Nurse Cohort Study (Jul 2020)

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