Ob eine gesunde Ernährungsweise den kognitiven Abbau verlangsamt und einer Demenz vorbeugen kann, haben Forschende aus Griechenland untersucht. In ihrer Übersichtsarbeit verglichen sie drei unterschiedliche Ernährungsformen miteinander. Auch eine Studie aus den USA lieferte dazu wichtige Erkenntnisse.
In einer Übersichtarbeit haben Wissenschaftler*innen aus Griechenland drei unterschiedliche Ernährungsformen hinsichtlich ihres Potentials bezüglich Demenztherapie und -prävention miteinander verglichen: die Mittelmeerdiät, die ketogene Diät und die sogenannte MIND-Diät (Mediterranean-DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) Intervention for Neurodegenerative Delay), eine Mischung aus Mittelmeerdiät und der sogenannten DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Was die MIND-Diät einzigartig macht ist, dass zusätzlich Lebensmittel empfohlen werden, die zur Verbesserung der kognitiven Funktionen beitragen sollen.
Aufgrund der Gegenüberstellung mehrerer Einzelstudien kommen die Wissenschaftler*innen zu dem Schluss, dass diätetische Maßnahmen zur Erhaltung der kognitiven Gesundheit beitragen und einen großen Stellenwert bei der Prävention dementieller Erkrankungen einnehmen können. Allerdings sollte die jeweilige Diät individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen zugeschnitten werden sowie deren allgemeinen Gesundheitszustand berücksichtigen.
Mittelmeerdiät gut für das Gehirn
Viele wissen sie zu schätzen: Die Mittelmeerküche setzt auf zahlreiche pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte sowie Vollkornprodukte. Verwendet wird meist Olivenöl; rotes Fleisch, Süßwaren und stark verarbeitete Lebensmittel werden eher selten konsumiert. Ein hoher Gemüsekonsum und eine hohe Zufuhr von Vitamin A und Beta-Carotin verbunden mit mäßigem Alkoholkonsum stehen dabei unter anderem mit einer geringen Bildung der sogenannten Beta-Amyloid-Ablagerungen in der Hirnrinde in Verbindung. „Eine Einhaltung der Mittelmeerdiät kann das Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigungen reduzieren“, so die Autor*innen.
Ketogene Diät: fettreich und arm an Kohlenhydraten
Anders als die Mittelmeerdiät zielt die fettreiche, kohlenhydratarme ketogene Diät auf den Glukosestoffwechsel ab. Ist die Insulinwirksamkeit reduziert, kann Glukose nicht mehr als Hauptenergielieferant im Gehirn wirken. Eine Umstellung auf die sogenannten Ketone, ein Stoffwechselendprodukt der ketogenen Ernährung, kann als alternative Energiequelle genutzt werden. „Patienten, die die Mittelmeerdiät einhalten, könnten von einer Umstellung ihrer Ernährung auf eine ketogene Mittelmeerdiät profitieren.“
Bessere kognitive Gesundheit mit MIND-Diät
Bei der MIND-Diät liegt der Fokus noch mehr auf Lebensmitteln wie Olivenöl, Beeren, Blattgemüse und fettem Seefisch, deren anti-entzündlichen Eigenschaften die Nervenzellen vor dem Absterben bewahren sollen. „Untersuchungen zur MIND-Diät in der Demenzprävention stimmen darin überein, dass ein Einhalten der MIND-Diät mit einer besseren kognitiven Gesundheit und einer geringeren Demenzinzidenz verbunden ist“, heißt es in der Studie.
Viele Vorteile
Die Forscher*innen aus Griechenland konnten feststellen, dass alle drei Ernährungsformen das Voranschreiten des kognitiven Abbaus verlangsamen. Dabei erwies sich die Mittelmeerdiät, nachdem sie zehn Wochen lang befolgt wurde, als „vorteilhaft für die Gesamtkognition“.
US-Studie beobachtet Verbesserungen
Die Wirksamkeit der MIND-Diät wurde ebenfalls von einer Gruppe von Forscher*innen aus den USA untersucht. An dieser Studie nahmen ältere Erwachsene ohne kognitive Beeinträchtigung, aber mit einer Demenz in der Familienanamnese, einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 25 kg/m² und einem „suboptimalen Ernährungsverhalten“ teil. Die insgesamt rund 600 Teilnehmenden wurden je in eine MIND-Diät- und in eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Die Personen in der Kontrollgruppe reduzierten ihre tägliche Kalorienaufnahme und wurden ebenso ernährungstherapeutisch begleitet.
Die Ergebnisse zeigten: In beiden Gruppen kam es zu einer Optimierung des Ernährungsverhaltens, der Lebensmittelauswahl und einer Verringerung des Körpergewichts. Über den gesamten Studienzeitraum von drei Jahren konnte zudem in beiden Gruppen eine Verbesserung der Gesamtkognition beobachtet werden. Die MIND-Diät wies in dieser Erhebung keinen nachweislichen Vorteil für die kognitive Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden auf.
Tipp für die Praxis: Die Ernährung ist eine wichtige Komponente der Demenzprävention. Dabei lohnt es sich bei der eigenen Lebensmittelauswahl inspiriert von der Mittelmeerdiät vermehrt zu frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Olivenöl und fettem Seefisch zu greifen.
Hier geht’s zu den beiden Studien:
Trial of the MIND Diet for Prevention of Cognitive Decline in Older Persons